Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0446
DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:Behrendt, Walter Curt: Vom neuen Bauen, [2]: die Stilbewegung
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JOHANNES GÖDERITZ, STADTHALLE IN MAGDEBURG
VOM NEUEN BAUEN
VO N
WALTER CURT BEHRENDT
II. Die Stilbewegung
r\ie Stilbewegung ist so alt wie das neunzehnte
Jahrhundert. Seit die Maschinen ihr We-
sen treiben, ist das Bewußtsein vorhanden, daß
etwas neues in die Welt gekommen ist, ein neuer
geistiger Gehalt, der nach Ausdruck und Gestaltung
verlangt. Seit mit dem raschen Fortschritt der
Technik, mit der Einführung neuer Baustoffe und
Bauverfahren die Aufmerksamkeit in steigendem
Maße den neuen Konstruktionsproblemen zuge-
wendet wird, wächst die Erkenntnis, daß die Lö-
sung dieser neuen Bauprobleme in der ästhetischen
Ideenwelt des Klassizismus nicht zu finden ist.
Und angesichts dieser von allen Seiten auftauchen-
den Probleme treten immer wieder Zweifel auf
an der Haltbarkeit der akademischen Lehre, die
aus der klassizistischen Tradition ein unfehlbares
Dogma gemacht hat. Man fühlt, daß die Zeit des
Klassizismus erfüllt ist, daß seine ästhetischen Pro-
bleme erschöpft und zu endgültigem Abschluß ge-
bracht sind. Grunds genug, daß gerade die schöpfe-
risch Begabten, die künstlerisch lebendigen Kräfte
sich daran nicht länger interessieren oder genügen
lassen können. Denn wo die schöpferischen Pro-
bleme fehlen, wo es nur noch Wiederholungen
420
VOM NEUEN BAUEN
VO N
WALTER CURT BEHRENDT
II. Die Stilbewegung
r\ie Stilbewegung ist so alt wie das neunzehnte
Jahrhundert. Seit die Maschinen ihr We-
sen treiben, ist das Bewußtsein vorhanden, daß
etwas neues in die Welt gekommen ist, ein neuer
geistiger Gehalt, der nach Ausdruck und Gestaltung
verlangt. Seit mit dem raschen Fortschritt der
Technik, mit der Einführung neuer Baustoffe und
Bauverfahren die Aufmerksamkeit in steigendem
Maße den neuen Konstruktionsproblemen zuge-
wendet wird, wächst die Erkenntnis, daß die Lö-
sung dieser neuen Bauprobleme in der ästhetischen
Ideenwelt des Klassizismus nicht zu finden ist.
Und angesichts dieser von allen Seiten auftauchen-
den Probleme treten immer wieder Zweifel auf
an der Haltbarkeit der akademischen Lehre, die
aus der klassizistischen Tradition ein unfehlbares
Dogma gemacht hat. Man fühlt, daß die Zeit des
Klassizismus erfüllt ist, daß seine ästhetischen Pro-
bleme erschöpft und zu endgültigem Abschluß ge-
bracht sind. Grunds genug, daß gerade die schöpfe-
risch Begabten, die künstlerisch lebendigen Kräfte
sich daran nicht länger interessieren oder genügen
lassen können. Denn wo die schöpferischen Pro-
bleme fehlen, wo es nur noch Wiederholungen
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