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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 12
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Alten, v.: Ausstellung Toulouse-Lautrec in der Bremer Kunsthalle
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München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0509

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MÄDCHENKOPF, SIGNIERT J. SLEVOGT
WAHRSCHEINLICH VERSUCH EINER FÄLSCHUNG; VON
MAX SLEVOGT ABGELEHNT

antrifft, seien im folgenden aufgeführt: Von „La löge (Faust)"
L. Delteil 166 wurde kürzlich das Exemplar der Sammlung
Beurdeley erworben. Von D. 194 „Proces Lebaudy" ist eines
der seltenen Exemplare des zweiten Zustandes vorhanden,
ferner der „Automobiliste", D. 203, der fünfte Abdruck der
„Grande Loge", vormals in der Sammlung G. Pochet, aus
der auch D. 205 „La Clownesse", sowie das dem Drucker
Stern gewidmete Exemplar von D. 206 „Idylle princiere"
und D. 208 „La Danse au Moulin-Rouge" stammt. Von
„Elsa la Viennoise" D. 207 besitzt das Kabinett den vorzüg-
lichen dritten Abdruck, von „La petite löge", D. 209, den
zwölften des zweiten Zustandes, der der letzte gewesen ist.
Das Exemplar von D. 213 „En scene" trägt von Toulouse-
Lautrecs Hand die Aufschrift: „Nane". Der Umschlag für
„Les courtes joies", D. 216, ist in dem kaum auffindbaren
ersten Zustand vorhanden, ebenso „Le jokey se rendant au
poteau", D. 282. Von seltneren Gelegenheitsblättchen seien
erwähnt: „Der Neujahrsglückwunsch", D. 217, D. 198 „Menu
Sylvain", D. 223 „Le premier vendeur de Jourdan et Brown",
D. 274 „Petite fille anglaise" und D. 334 „Zamboula-Polka".
Nicht häufig trifft man auch D. 234 „L'amateur de chevaux"
an, oder gar das verworfene Titelblatt zu „Au pied du Sinai",
D. 246, das aus der Sammlung M. Guerin nach Bremen ge-
langte. Die glücklichste Erwerbung der letzten Jahre war
aber die der ersten Zustände von 18 Blättern aus den „Histoires
naturelles"; es sind die Exemplare, die einst Kurt Glaser
besaß. Zum Teil tragen sie Toulouse-Lautrecs Bleistiftver-
merk für den Drucker: „bon a' tirer". v. Alten.

MÜNCHEN
Der Kunstverein veranstaltet eine große Schau Pfälzer
Kunst alter und neuer Zeit; um die Zusammenstellung der
Werke hat sich in erster Linie Walter Gräff verdient ge-

macht. Der ältere Teil, mehr von kunsthistorischem Interesse,
wirklich packend nur in den Arbeiten des „Teufel-Müller",
Fohr und W. von Kobell (von dem man einige sehr schöne
bisher unbekannte Arbeiten sieht), beweist, welchen Einfluß
Pfälzer Künstler auf die Entwicklung des Kunstlebens in
ihrer neuen bayrischen Heimat ausgeübt haben, noch mehr
aber wird hier klar, welch wichtigen Faktor die Pfalz und
Pfälzer Maler für das moderne deutsche Kunstleben über-
haupt darstellen. Nach Feuerbach und Künstlern wie Mathes,
Helmer, Becker-Gundahl, Exter sind Weißgerber und Purr-
mann, Slevogt als Maler der Pfalz, die jüngeren Fray, Keßler,
Josse die wichtigsten Repräsentanten dieser lebendigen Pfälzer
Malerei und sie kommen in dieser Ausstellung wirkungs-
voll zur Geltung.

Das „Graphische Kabinett", das sich in der letzten Zeit
sehr um die Belebung des Münchner Ausstellungswesens
verdient gemacht hat, unter anderem auch die große Schau
der van Gogh-Zeichnungen nach München brachte, zeigt zur
Zeit eine größere Zahl älterer und neuerer Gemälde von
Nolde. Der Künstler, der seit zwanzig Jahren in München
immer nur in einem kleineren Kreis starken Widerhall her-
vorrufen konnte, scheint endlich jetzt in breiteren Schich-
ten Verständnis, wenn auch nicht immer Begeisterung
und Liebe zu finden. Am eindrucksvollsten erschienen mir
neben dem „Meer" die „abgehauenen Köpfe".

Uber die Jahresausstellung im Glaspalast kann an dieser
Stelle kurz berichtet werden. Die Münchner Künstlergenossen-
schaft hat sich angestrengt, das Niveau zu heben, es ist
guter Durchschnitt zu konstatieren und die löbliche Absicht,
begabte, jüngere Künstler mit Wandmalereiversuchen —
ebenso wie im Vorjahre — zu Wort kommen zu lassen.
Leider ist hier aber nirgends weder etwas Durchgereiftes
noch etwas in seiner Problematik packend Neues zu finden.
Die Retrospektive Schau der Münchner Künstlergenossen-
schaft, begründet in dem 60 jährigen Bestehen der Vereini-
gung, enthält sehr viele vorzügliche Arbeiten, nicht nur
von Leibi, Trübner und Alt, sondern manches überraschend
gute von Stademann und anderen, aber diese Schau kommt
leider gar nicht recht zur Geltung. An anderem Ort für sich
gezeigt, wäre sie ein Ereignis gewesen. DerschweizerKollektiv-
ausstellung fehlten die wesentlichen Akzente; daran kann
auch der Böcklinraum nicht helfen, den man mit gemischten
Gefühlen verläßt. Gerade bei dem neuentbrannten Böcklin-
streit hätte man eine andere Auswahl verlangen dürfen,
wenn es überhaupt notwendig war, in diesem Rahmen
Böcklin erneut zu zeigen.

Die Sonderschau von Arbeiten Edmund Steppes beweist
aufs neue, daß Steppes gewiß ein talentierter Künstler ist,
aber doch nur ein nicht sehr persönlicher Nachfahr von
Altdorfer, Elsheimer, J. A. Koch. Welch ein Unterschied
zwischen ihm und Karl Haider! Steppes ist als Maler am
besten, wenn seine Arbeiten mehr kunstgewerblichen, de-
korativen Zwecken dienen.

Die Alte Sezession hat sich nicht sonderlich angestrengt.
Auch hier möchte ich es vermeiden ins Detail zu gehen.
Nur sei gesagt, daß Thalheimer, einer der besten unter
den jüngeren Kräften, es einmal mit einer kleinen Änderung
seiner Farbenskala versuchen sollte. Er läuft sonst Gefahr
als Kolorist manieriert zu werden.

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