DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:Friedländer, Max J.: Vom Restaurieren der alten Bilder
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0237
VOM RESTAURIEREN DER ALTEN BILDER
VON
MAX J. FRIEDLÄNDER
Restaurieren, Wiederherstellen: Absicht und Auf-
gabe dieser Tätigkeit scheinen darauf gerichtet
zu sein, ein Monument, ein Bauwerk oder ein Ge-
mälde in den ursprünglichen Zustand zurückzuver-
setzen. Wir möchten ganz das sehen, was der Autor
erblickte, gleich nachdem er seine Gestaltungs-
absicht verwirklicht hatte. Dieser Wunsch kann in
den meisten Fällen nicht erfüllt werden. Das Bild
hat sich verändert auf vielerlei Art. Manches hat
die Zeit getan, und anderes haben Menschen an-
gerichtet. Die Farbschicht hat sich nicht gehalten,
ist hart geworden, rissig, vom Licht ausgesogen,
nachgedunkelt. Das sind Schäden, übrigens nicht
unter allen Umständen Minderungen des Kunst-
wertes, die nicht beseitigt werden können. Und
auch, was die Menschen getan haben, läßt sich
nicht völlig austilgen. So ist das platt gebügelte Im-
pasto der Farbe unwiederbringlich verloren. Das
Bild ist gefirnißt und wieder gefirnißt worden, die
Firnisschicht, die das Gemälde trübe macht, öfters
bis zur Unkenntlichkeit, kann entfernt werden, aber
den dunkelen Rest von altem Schmutz und altem
Firnis, der in den Tiefen des unebenen Farben-
körpers und in den Rissen sitzt, vermag keine Rei-
nigung fortzubringen.
Dankenswert und ersprießlich ist die Aktion
des Restaurators, soweit sie im Aufdecken, Wieder-
beleben, Abnehmen entstellender Zutaten besteht,
nicht zwar im Wiederherstellen des ursprünglichen
Zustandes, wohl aber im Sichtbarmachen des Ori-
ginals, soweit es noch vorhanden ist. Überdies
beugt der Restaurator konservierend zukünftigem
Verfalle vor.
In vielen Fällen ist das Original weder in gan-
zer Ausdehnung noch in alter Fülle und Kraft er-
halten, wie sich oft erst bei der Reinigung oder bei
der Regenerierung des Firnisses herausstellt. Teile
der Farbe sind ausgebrochen, abgeblättert. Nach der
211
VON
MAX J. FRIEDLÄNDER
Restaurieren, Wiederherstellen: Absicht und Auf-
gabe dieser Tätigkeit scheinen darauf gerichtet
zu sein, ein Monument, ein Bauwerk oder ein Ge-
mälde in den ursprünglichen Zustand zurückzuver-
setzen. Wir möchten ganz das sehen, was der Autor
erblickte, gleich nachdem er seine Gestaltungs-
absicht verwirklicht hatte. Dieser Wunsch kann in
den meisten Fällen nicht erfüllt werden. Das Bild
hat sich verändert auf vielerlei Art. Manches hat
die Zeit getan, und anderes haben Menschen an-
gerichtet. Die Farbschicht hat sich nicht gehalten,
ist hart geworden, rissig, vom Licht ausgesogen,
nachgedunkelt. Das sind Schäden, übrigens nicht
unter allen Umständen Minderungen des Kunst-
wertes, die nicht beseitigt werden können. Und
auch, was die Menschen getan haben, läßt sich
nicht völlig austilgen. So ist das platt gebügelte Im-
pasto der Farbe unwiederbringlich verloren. Das
Bild ist gefirnißt und wieder gefirnißt worden, die
Firnisschicht, die das Gemälde trübe macht, öfters
bis zur Unkenntlichkeit, kann entfernt werden, aber
den dunkelen Rest von altem Schmutz und altem
Firnis, der in den Tiefen des unebenen Farben-
körpers und in den Rissen sitzt, vermag keine Rei-
nigung fortzubringen.
Dankenswert und ersprießlich ist die Aktion
des Restaurators, soweit sie im Aufdecken, Wieder-
beleben, Abnehmen entstellender Zutaten besteht,
nicht zwar im Wiederherstellen des ursprünglichen
Zustandes, wohl aber im Sichtbarmachen des Ori-
ginals, soweit es noch vorhanden ist. Überdies
beugt der Restaurator konservierend zukünftigem
Verfalle vor.
In vielen Fällen ist das Original weder in gan-
zer Ausdehnung noch in alter Fülle und Kraft er-
halten, wie sich oft erst bei der Reinigung oder bei
der Regenerierung des Firnisses herausstellt. Teile
der Farbe sind ausgebrochen, abgeblättert. Nach der
211