Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0405
DOI Heft:
Heft 10
DOI Artikel:Tietze, Hans: Die Frage der Expertisen
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EMIL ORLIK, DIE MANSARDEN
AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE
DIE FRAGE DER EXPERTISEN
VON
HANS TIETZE
I""\as Expertierwesen in jener Form, die Ver-
^ treter der Kunstwissenschaft und des Kunst-
handels in steigendem Maße als schädlich emp-
finden, ist das Ergebnis der wirtschaftlichen und
sozialen Wandlungen, die sich in den letzten
anderthalb Jahrzehnten vollzogen haben; schon
während des Krieges — in der Kunstchronik vom
23. März 1917 — habe ich, wenn ich nicht irre als
erster, auf den gefährlichen Giftkeim hingewiesen,
der sich da vorbereite. Aber die Vorschläge, zu denen
ich kam, gleichen einigermaßen denen, zu denen
Geheimrat Friedländer bei seiner neuerlichen Er-
örterung der Frage gelangte, darin nämlich, daß
sie den Kern des Übels nicht treffen. Den Samm-
lern beherzigenswerte Ratschläge zu geben, ist
fruchtlos, denn die Ursache jener beklagten Aus-
wüchse liegt ja eben darin, daß es die Art von
Sammlern nicht mehr gibt, an die solche Rat-
schläge sich erfolgreich wenden könnten. Der
typische Sammler von heute hat wahrscheinlich
ebensoviel Freude an den Dingen wie seine Vor-
gänger, er ist häufig nicht minder leidenschaftlich
und ästhetisch beteiligt als sie, aber er hat weder
die Zeit noch die umfassenden Kenntnisse, die da-
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AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE
DIE FRAGE DER EXPERTISEN
VON
HANS TIETZE
I""\as Expertierwesen in jener Form, die Ver-
^ treter der Kunstwissenschaft und des Kunst-
handels in steigendem Maße als schädlich emp-
finden, ist das Ergebnis der wirtschaftlichen und
sozialen Wandlungen, die sich in den letzten
anderthalb Jahrzehnten vollzogen haben; schon
während des Krieges — in der Kunstchronik vom
23. März 1917 — habe ich, wenn ich nicht irre als
erster, auf den gefährlichen Giftkeim hingewiesen,
der sich da vorbereite. Aber die Vorschläge, zu denen
ich kam, gleichen einigermaßen denen, zu denen
Geheimrat Friedländer bei seiner neuerlichen Er-
örterung der Frage gelangte, darin nämlich, daß
sie den Kern des Übels nicht treffen. Den Samm-
lern beherzigenswerte Ratschläge zu geben, ist
fruchtlos, denn die Ursache jener beklagten Aus-
wüchse liegt ja eben darin, daß es die Art von
Sammlern nicht mehr gibt, an die solche Rat-
schläge sich erfolgreich wenden könnten. Der
typische Sammler von heute hat wahrscheinlich
ebensoviel Freude an den Dingen wie seine Vor-
gänger, er ist häufig nicht minder leidenschaftlich
und ästhetisch beteiligt als sie, aber er hat weder
die Zeit noch die umfassenden Kenntnisse, die da-
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