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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 3
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0138

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CHRISTIAN VOLL, DREI IIOLZSKULPTUREN. ausgestellt bei neujianx » xiekexdukf, beklln

UNSTAUSSTELLUNGEN

BERLIN
Die Herbstausstellung der Akademie
(Aquarelle, Pastelle, Zeichnungen,
Graphik und Plastik) sieht äußerlich
sehr gepflegt aus. Nicht zuletzt, weil
einige Räume umgebaut sind und
alles neu hergerichtet worden ist. Im Mittelpunkt stehen
auch geistig die drei Mittelräume mit Arbeiten von Käte
Kollwitz. Diese Künstlerin erscheint dadurch benachteiligt,
daß alle Welt ihr Komplimente macht, um der edlen Tendenz
ihrer Arbeiten und um ihrer schönen menschlichen Gesin-
nung willen. Vor ihren Arbeiten wird das Künstlerische nach
dem Ethischen beurteilt. Käte Kollwitz ist aber auch ohne
den pathetisch erhöhenden Mantel der Tendenz jemand. Es
sind ihr in einem arbeitsreichen sechzigjährigen Leben
Blätter gelungen, die ihren Wert trotz des Moralischen
haben. Der größte Teil dieser Arbeiten ist bereits in ge-
wisser Weise historisch geworden und bildet einen wichtigen
Bestandteil jeder modernen Graphiksammlung. Die Linie
Käte Kollwitzens ist nicht sehr wandlungsfähig, doch ist sie
ausdrucksvoll. Die Ehrung wäre vielleicht noch wirksamer
gewesen, wenn nur ein Saal mit dem Allerbesten gezeigt
worden wäre.

Eine andere Kollektivausstellung zeigt der Münchner
Bildhauer Fritz Koelle. Er folgt ähnlichen sozialen Ten-
denzen wie Käte Kollwitz, bewegt sich auf dem Stoffgebiet

Meuniers und unterliegt, wie dieser, der Verführung zum
Genrehaften. Sein großer Bergarbeiter, seine Arbeiterköpfe
sind ernst gemeint; doch hält die Form mit dem Wollen
nicht Schritt. Besser am Platze wären die bei Nierendorf
ausgestellten Holzplastiken von Christoph Voll gewesen.

Von dem nach Berlin übersiedelten Gert Wollheim
(Galerie Wiltschek) bilden wir ein Damenporträt ab. Es
war das beste Bild der Ausstellung, virtuos, aber auch
mit echter Malerbegabung. Auf diese geglückte Arbeit sei
um so nachdrücklicher hingewiesen, als die Mehrzahl der
sonst ausgestellten Bilder geeignet war, das Talent Woll-
heims zu diskreditieren. Es bleibt zu hoffen, daß eine
strenge Selbstzucht die entschiedenen Gaben vor der Ent-
artung rette.

Der Pole Eugen Zak machte bei Goldschmidt & Co.
keinen nachhaltigen Eindruck. Der 1926 zweiundvierzig-
jährig Gestorbene war Manierist. Er hat melancholisch
idyllische Dekorationen gemalt, watteauhafte Gestalten,
sehr zart, sehr gekünstelt, sehr atelierhaft. Seine Kunst
ist bewußtes Spiel. Er malte Chinoiserien im Jargon des
Expressionismus.

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