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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 10
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Scheffler, Karl: Hans Mackowskys Schadow-Biographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0427

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GOTTFRIED SCHADOW, SIEGESWAGEN AUF DEM BRANDENBURGER TOR IN BERLIN

AUS HANS MACKOWSKY „JOHANN GOTTFRIED SCHADOW'4, G. GROTESCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG, BERLIN

HANS MACKOWSKYS S C HAD O W-B I O G R APH I E

TAas Vorwort sucht zu rechtfertigen, daß nur die Hälfte
■"-^ eines Künstlerlebens dargeboten wird. Es heißt, die erste
Lebenshälfte sei die wesentlichere bei Schadow. Sollen da-
mit die Hoffnungen auf einen zweiten Band unterdrückt
werden? Bekannt ist, daß Mackowsky seit mehr als zwei
Jahrzehnten eine vollständige zweibändige Biographie ge-
plant hat, daß der erste Band seit längerer Zeit schon fertig
vorliegt, daß der Autor zur Niederschrift des zweiten aber
noch nicht gekommen ist. Nun klingt es fast, als resigniere
er. Das darf aber nicht sein. Wer eine solche Arbeit be-
ginnt, übernimmt auch Verpflichtungen gegen den Künstler,
gegen den Stoff. Die Forderung brauchte nicht erhoben zu
werden, wenn es sich um eines jener Kunstbücher han-
delte, von denen zwölf aufs Dutzend gehen. Dieses Werk
darf nicht Torso bleiben, weil es exeptionell ist, weil nur
Mackowsky selbst es zu Ende führen kann, weil es zu den
allerbesten kunsthistorischen Arbeiten dieser Jahrzehnte
gehört.

Was vorliegt ist ein Meisterwerk lebendiger, liebevoller
Darstellung. Genau bis zum Letzten, ganz durchdetailliert
und doch in großen Verhältnissen. Es handelt sich um die
Biographie eines Bildhauers, der zu den größten neueren
deutschen Künstlern gehört, der lange Zeit nicht nach Ge-
bühr geschätzt worden ist, und dessen Leben noch nie in
Zulänglicher Weise beschrieben wurde. Dieses Buch war
notwendig. Für Mackowsky ist die Beschäftigung mit Scha-

dow eine Lebensaufgabe geworden. Nur wer von seinem
Stoff so erfüllt ist, wer so systematisch das Material sam-
melt und so in seinem Gegenstand lebt, kann ein Buch
dieser Art schreiben — ein Buch, das nicht aus Büchern
entstanden ist, sondern aus neuen Entdeckungen und pri-
märer Forschungsarbeit. Mackowskys Arbeit ist grundlegend.
Zudem bietet Schadows Lebensweg, dieser Weg eines un-
endlich begabten Menschen durch Kindheit und Lehre, über
ein erregendes Liebesabenteuer, junge Meisterschaft und
frühen Ruhm zu den Hauptwerken, vom Grabmal des Grafen
von der Mark bis zum Wettbewerb um das Friedrich-Denk-
mal, des Interessanten so viel, daß die Darstellung schon
stofflich gefangen nimmt. Das Menschliche, das Beispiel-
hafte und Vorbildliche dieses Menschenlebens fesselt eben-
sosehr wie das Künstlerische. Charakter und Talent sind
hier einmal ganz eines geworden. Dahinter erblickt man
dann noch den Prospekt einer geschichtlich bewegten Zeit;
Schadow steht gleichnishaft da an einem Wendepunkt.

Mackowskys Buch ist ruhig und klar, weil es ganz be-
herrscht ist. Besser kann man es im Ganzen und Einzelnen
eigentlich nicht machen. Eben darum wünscht man sich den
zweiten Band. Man möchte meinen, daß der Geist Schadows
seinem Biographen erscheinen müßte, um ihn zu mahnen.

Druck und Ausstattung des in der Groteschen Verlags-
buchhandlung erschienenen Buches sind vorzüglich.

Karl Scheffler.

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