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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 9
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Ganz, Hermann: Von Moreau-Nélatons Erbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0367

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REMBRANDT, SIX AM FENSTER. ZEICHNUNG

AUS DER SCHENKUNG MOREAU-NELATON AN DEN LOUVRE

VON MOREAU-NELATONS ERBE

VON

HERMANN GANZ

A /f an kann auf höchst verschiedene Weise sam-
LV A mein. Man kann es aber auch aus ganz
verschiedenen Gründen tun. Gesellschaftliche Am-
bition vor allem spielt dabei eine Rolle, die kaum
zu überschätzen und — abgesehen von den allzu
krassen Formen eines materialistisch entarteten Snob-
bismus, den Adolphe Basler (in einer Broschüre)
ebenso erheiternd wie blutig gegeißelt hat — die
auch nicht ohne weiteres zu verachten ist, da
daraus manchmal wahre Leidenschaft, ja eigent-
liches Kennertum entsteht.

Für die bessere Wahl bürgt schließlich, Hand
in Hand mit dem Gefühl, dem äußeren wie dem
inneren Sinn für künstlerische Schönheit als Aus-
druck der lebendigen Wahrheit, allein Erfahrung
und Tradition. Anders gesagt: das Wissen um die
tieferen Werte, das wohl ein Teil der Weisheit und
sicher auch zur Hälfte Gnade ist.

Hat nicht Max Liebermann das herrlich freie
Wort geprägt, man könne ein berühmter Kunst-
gelehrter sein und doch gar nichts von Kunst ver-
stehen? Auch Leidenschaft und Reichtum sind für
die Qualität der Ware noch keine sichere Gewähr.

Für manchen bedeutet es das gleiche, ob er
Bücher kunst- oder naturwissenschaftlichen Inhalts
schreibt, und ob er gute oder schlechte Büsten,
Bilder, Briefmarken, Uhren oder abgelegte Klei-
dungsstücke sammelt. Mit Tempo und Intensität
ist es indessen gewiß noch lange nicht getan, so
interessant die diesbezüglichen Fälle unter Umstän-
den für den Psychiater oder für einen Dichter
ä la Balzac sind.

Jeder Sammler von Rang wird in gewisser Hin-
sicht mehr oder weniger wie ein Museum sammeln,
wenn man leider auch nicht von jedem Museum
sagen kann, daß es ein guter Sammler sei. Mit kri-

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