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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 7
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0308

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GOYA, ERSTER ENTWURF ZUM ZEHNTEN BLATT DER „TAUROMACHIA". RÖTEL

CHRONIK

DAS ABENDMUSEUM
Die Presse hat seit Jahren die Öffnung der Museen am
Abend verlangt, um auch derwerktätigenBevölkerung wochen-
tags den Besuch zu ermöglichen. Im Schloßmuseum ist jetzt
ein Versuch gemacht worden. Es wird sich nun zeigen, ob
freie Abendstunden für einen Museumsbesuch benutzt wer-
den. Versuche in anderen Ländern haben entmutigt. Die
Besuchsziffern der ersten Wochen im Schloßmuseum zeigen
auch keinen besonderen Andrang, obwohl der Anblick der
historischen Räume im Kronleuchterlicht vielen eine Sehens-
würdigkeit sein könnte. Für Museumszwecke ist diese durch
die alte Raumausstattung bedingte Beleuchtung keineswegs
die beste Lösung. Doch wäre es falsch, daraus grundsätzlich
Einwände gegen die Abendbeleuchtung von Kunstsammlungen
herzuleiten. Man ist heute imstande, die Farbe des Lichts zu
regeln, den Grad der Lichtstärke zu bestimmen und lästige
Schattenwirkungen zu vermeiden. Wenn man erfahrene Be-
leuchtungstechniker zu Rate zöge, würde man wahrschein-
lich zu sehr guten Resultaten kommen. Nur auf diesem
Wege kann das Abendmuseum populär werden. Darum
wäre zu wünschen, daß in den Museumsneubauten auf der
Museumsinsel jetzt schon für gute Beleuchtungsanlagen ge-
sorgt wird. Es wäre eine kostspielige Unterlassung, wenn
daran nicht zur rechten Zeit gedacht würde.

JAN TOOROP t
Der holländische Maler Toorop ist im achtundsechzigsten
Lebensjahr in Holland gestorben. Er war ein Kolonial-
holländer aus Java. Zuerst hat er sich vielen Malmoden hin-

gegeben; dann bildete er einen besonderen, persönlichen
Stil aus, der aber etwas errechnet anmutet. Seine Kompo-
sitionen, die das tote Brügge zum Gegenstand haben, sind
nicht ohne literarische Züge. Die genau, scharf, selbst hart
gezeichneten Bildnisköpfe lassen an die Nazarener denken.
Ein Detaillist, der gern Monumentalist gewesen wäre. Ein
denkender Künstler, der den englischen Präraffaeliten ver-
wandt und dessen neugotische Romantik ein Programm war.
KARL HAGE MEISTER
Seinen achtzigsten Geburtstag konnte Karl Hagemeister
in seinem Häuschen in Werder feiern. Er ist menschlich
immer derselbe gewesen, als Genosse Karl Schuchs, dem
er ein Erinnerungsbuch gewidmet hat, in der Zeit als er
kaum jemandem bekannt war und mit einem Nichts an
Mitteln am Schwielowsee lebte und malte, und in der dann
folgenden, durch Veröffentlichungen in „Kunst und Künstler"
eingeleiteten Zeit, als er bekannt, im gewissen Sinne sogar
berühmt wurde, als die Kunsthändler ihn überliefen und seine
Ruhe gewaltsam störten. In der Verlassenheit ist er nicht
bitter und im Glück nicht übermütig geworden. Er ist auch
künstlerisch immer derselbe geblieben: als Prellerschüler,
sodann als ein im weiteren Sinne dem Leibikreis Angehören-
der, und später als Maler der Havel und der Ostsee. Immer
hat er ein Gefühl für die Materie und für das Handwerk
gehabt, immer neigte er dem Dekorativen, zuweilen sogar
dem Dekorationsmäßigen zu, und immer ließ er sich auch
wieder vom Naturgefühl korrigieren. Sechzig Jahre lang
hat er gemalt und beim Malen ein wenn auch sorgenvolles
Vergnügen gehabr. Das ist sicher ein schönes Los. K. Sch.

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