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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 10
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Scheffler, Karl: Berliner Frühjahrs-Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0424

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FELICE CASORATI (TURIN), SCHÜLER

BERLINER F R U H J A H R S-A U S S T E L LU N G E N

VON

KARL SCHEFFLER

X "[och einmal gibt es am Lehrter Bahnhof eine „Große
^ Berliner Kunstausstellung". Die letzte in diesem unsag-
baren Haus, in dieser unmöglichen Stadtgegend, wie versichert
wird. Vielleicht gibt es im nächsten Jahr noch eine aller-
letzte. Dann wird wohl der Platz für das oft geforderte
neue Ausstellungshaus endgültig bestimmt, wird der Bau
wohl beendet sein. Man schwankt noch zwischen zwei Plänen.
Der eine Platz liegt auf dem Terrain des Zoologischen Gar-
tens, der Kurfürstenstraße gegenüber, der andere liegt am
Brandenburger Tor, dort, wo sich jetzt eine Tattersall be-
findet. Dieser letzte Platz hat etwas Bestechendes. Er hat
nach rückwärts direkt Verbindung mit der Akademie; und
ein Stück Park von den Ministergärten wäre auch wohl zu
haben. Entscheidendes kann noch nicht gesagt werden, weil
die Besitzverhältnisse schwierig und die Verhandlungen noch
nicht abgeschlossen sind. Die Künstler waren natürlich wieder
einmal entrüstet, weil man sie nicht gefragt hatte; sie nah-
men Gerüchte für Tatsachen und protestierten. Doch wurde
ihnen bedeutet, daß sie gefragt werden sollen, wenn es
soweit ist.

Ein neues Ausstellungshaus ist bitter notig. Doch wäre

es überflüssig eines zu bauen, wenn weiter ausgestellt werden
soll wie am Lehrter Bahnhof, ohne Idee, ohne Programm,
ohne Ehrgeiz. Das Wesentliche deutscher Kunst wird all-
jährlich von der Akademie und der Berliner Sezession einiger-
maßen erfaßt. Was übrig bleibt, findet Gelegenheiten in den
Kunsthandlungen. Ein neues großes Ausstellungshaus hat nur
Zweck, wenn es für Veranstaltungen bestimmt wird, wofür die
Räume der Akademie und der Sezession zu klein sind, die
aber nach Verwirklichung rufen. Man mag an internationale
Ausstellungen denken, wie wir zuletzt in Dresden eine sahen,
an Jahrhundertausstellungen usw. Nicht würdiger könnte
man das neue Haus eröffnen, als mit einer Ausstellung deut-
scher Kunst, wie Meier-Graefe sie vor einigen Jahren vor-
geschlagen hat. Für fünf Jahre ließe sich gleich ein interes-
santes Programm aufstellen.

Wer aber führt es aus? Wem geben alle Beteiligten die
nötigen Vollmachten?

Die diesjährige „Große Berliner" hat, mehr noch als die
Ausstellungen früherer Jahre, die ihr innewohnende Idee ad
absurdum geführt. Zwölf Verbände haben gemeinsam —

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