Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0052
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Heft 1
DOI article:Preetorius, Emil: Wandlung der Form im XX. Jahrhundert
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FLUGKÖRPER EINES INSEKTES
AUS: ERNST KROPP, WANDLUNGEN DER FORM IM XX. JAHRHUNDERT. VERLAG HERMANN REC KEN DORF, BERLIN
WANDLUNG DER FORM
IM XX. JAHRHUNDERT
V O N
EMIL PREETORIUS
T Tnter diesem Titel gibt der deutsche Werkbund
^-^ in seiner Reihe „Bücher der Form" (Verlag
Reckendorf, Berlin) ein so originelles als bedeut-
sames Buch heraus. Sein Verfasser, Ernst Kropp,
ist bildender Künstler, Maler und Kunstgewerbler,
einer, der sehend denkt, nicht denkend sieht wie
so viele moderne Kunsttheoretiker. Und sein Buch
ist mehr äugen- als begriffsmäßig zu erfassen,
jede Seite Text zusammenzuhalten mit dem sehr
instruktiven Bildmaterial, von dem hier ein paar
Beispiele herausgegriffen sind. Walter Riezler zeigt
in seinem knappen Vorwort, wo etwa der Ver-
fasser mit seinen Überlegungen einzureihen, wie er
zu verstehen sei, wie nicht. — Was Kropp als Re-
sultat einer langjährigen, von den schärfsten Augen
erweckten Gedankenarbeit vor uns ausbreitet, ist
nichts Geringeres als ein neues Grundgesetz der
Gestaltung: dasjenige der starren Form, das tech-
nische. Und er stellt es — das ist seine Entdeckung
— in Analogie zur Welt der Insekten; mehr noch:
die Metamorphose des Insektes — von der Raupe
zum Schmetterling, vom Engerling zum Käfer —
das sei die Formwandlung unsrer Zeit: eine Wand-
lung des Organisch-Lebendigen der elastischen zum
Organisch-Lebendigen der starren Gestalt, ein jähes
Umspringen von einem Formstadium ins andere.
Daher zunächst die völlige Ablehnung dieser neuen
Form: denn unser seitheriges Schönheitsempfinden
hat sich aus unserem eigenen Leibesgefühl ent-
wickelt: „elastische, biegsame Gestalt in geschmei-
diger Materie und im Spiel seiner Glieder eine
relativ unbegrenzte Bewegungsart". Für alles Ge-
stalterleben und -schaffen war letzter Maßstab und
Antrieb der Menschenleib. Ganz anders die tech-
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AUS: ERNST KROPP, WANDLUNGEN DER FORM IM XX. JAHRHUNDERT. VERLAG HERMANN REC KEN DORF, BERLIN
WANDLUNG DER FORM
IM XX. JAHRHUNDERT
V O N
EMIL PREETORIUS
T Tnter diesem Titel gibt der deutsche Werkbund
^-^ in seiner Reihe „Bücher der Form" (Verlag
Reckendorf, Berlin) ein so originelles als bedeut-
sames Buch heraus. Sein Verfasser, Ernst Kropp,
ist bildender Künstler, Maler und Kunstgewerbler,
einer, der sehend denkt, nicht denkend sieht wie
so viele moderne Kunsttheoretiker. Und sein Buch
ist mehr äugen- als begriffsmäßig zu erfassen,
jede Seite Text zusammenzuhalten mit dem sehr
instruktiven Bildmaterial, von dem hier ein paar
Beispiele herausgegriffen sind. Walter Riezler zeigt
in seinem knappen Vorwort, wo etwa der Ver-
fasser mit seinen Überlegungen einzureihen, wie er
zu verstehen sei, wie nicht. — Was Kropp als Re-
sultat einer langjährigen, von den schärfsten Augen
erweckten Gedankenarbeit vor uns ausbreitet, ist
nichts Geringeres als ein neues Grundgesetz der
Gestaltung: dasjenige der starren Form, das tech-
nische. Und er stellt es — das ist seine Entdeckung
— in Analogie zur Welt der Insekten; mehr noch:
die Metamorphose des Insektes — von der Raupe
zum Schmetterling, vom Engerling zum Käfer —
das sei die Formwandlung unsrer Zeit: eine Wand-
lung des Organisch-Lebendigen der elastischen zum
Organisch-Lebendigen der starren Gestalt, ein jähes
Umspringen von einem Formstadium ins andere.
Daher zunächst die völlige Ablehnung dieser neuen
Form: denn unser seitheriges Schönheitsempfinden
hat sich aus unserem eigenen Leibesgefühl ent-
wickelt: „elastische, biegsame Gestalt in geschmei-
diger Materie und im Spiel seiner Glieder eine
relativ unbegrenzte Bewegungsart". Für alles Ge-
stalterleben und -schaffen war letzter Maßstab und
Antrieb der Menschenleib. Ganz anders die tech-
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