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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 11
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0462

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DIE APOKALYPSE. PARISER BILDWIRKEREI UM 1375. angers, katiiedkale

UNSTAUSSTELLUNGEN

PARISER
FRÜHJAHRSSAISON

Im Mai und Juni ist Hochbetrieb
im Pariser Ausstellungswesen. Es gibt
Wochen, in denen man fast täglich dem
gleichen Publikum bei irgendeiner Ver-
nissage begegnen kann. Heute gibt es exotische Kunst, morgen
Dix-huitieme, einmal Mittelalter, ein andermal jüngste Malerei,
und dazwischen trifft man sich im Hotel Drouot zur Vorbesich-
tigung einer interessanten Versteigerung. Es ist für Abwechs-
lung gesorgt, und das Bild war selten so bunt wie in der
Saison dieses Jahres.

Die beiden Salons sorgen dafür, daß angesichts einer
Masse von rund 6000 Bildern jeder Geschmack zu seinem
Rechte kommt — und jedem Ungeschmack Gelegenheit ge-
boten wird, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Aber
man braucht nicht einmal die Salons zu besuchen, man
braucht nur an einem Sonntagnachmittag auf dem Mont-
martre zu spazieren, um zu sehen, wie die Künstler auf der

Straße ihre Ware feilbieten. Man ahnt die Schwere des
Lebenskampfes der tausend Unbekannten, deren Bilder nicht
von einem der 306 privaten Kunstsalons, die Paris jetzt zählt,
propagiert werden, oder die nicht genug Geld haben, einen
Raum in einem der großen Geschäfte zu mieten und sich
mit einer improvisierten Ausstellungswand unter freiem Himmel
begnügen müssen.

Dabei ist es erstaunlich, wie viele talentvolle Maler es
heute in Paris gibt. Im Salon des Tuileries, der in einer
Holzbaracke bei der Porte Maillot Unterkunft findet, wimmelt
es von Talenten aller Arten und aller Grade. Maler aller
Nationalitäten sind hier versammelt, und es schiene ein guter
Gedanke, diese in Wirklichkeit internationale Ausstellung
Pariser Kunst auf ein Schiff zu verladen und um die ganze
Welt fahren zu lassen, würde nicht der mögliche finanzielle
Erfolg dieses „Palais de Bois flottant" durch die viel zu
hohen Kosten von vornherein illusorisch gemacht.

So viele Begabungen aber, so wenig überragende Talente
werden sichtbar, und an ihnen allein ist es im Grunde ge-
legen. Die Zeit erscheint arm, denkt man an die großen

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