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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 11
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Scheffler, Karl: Polemisches: zur Frage der Bilderrestaurierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0437

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POLEMISCHES

ZUR FRAGE DER BILDERRESTAURIERUNG
VON

KARL SCHEFFLER

Tn den letzten Heften dieser Zeitschrift sind Fragen
der Expertise und der Restaurierung von Bildern
lebhaft besprochen worden. Die Redaktion und
Mitarbeiter von Rang haben diesen Fragen gegen-
über eine Haltung eingenommen, die nicht miß-
deutet werden kann. Die Wirkung ist nicht aus-
geblieben; es hat diese Kritik verderblicher Ge-
wohnheiten im Museumsbetrieb und im Handel
Aufsehen erregt und Diskussionen ausgelöst.

Auch ein vor kurzem gegründetes Auktions-
blatt hat das Thema zum Teil aufgegriffen und an
Berufene wie an Unberufene die Frage ge-
richtet, ob es zweckmäßig sei, Gemälde zu re-
staurieren. Die Frage schon ist falsch gestellt.
Es müßte heißen: Ist es nötig, Bilder beim Restau-
rieren zu fälschen? Nebenbei sei noch angemerkt,
daß der Herausgeber in seinem Eifer vergessen
hat bis jetzt zu erwähnen, woher ihm die Anregung
gekommen ist. Das ist aber fast schon Gewohnheits-
recht geworden. Man „übernimmt" unsere Ideen
und Urteile, verschweigt aber ängstlich die Exi-
stenz von „Kunst und Künstler". Wir sind un-
bequem, weil wir etwas wollen — etwas anderes

meistens als die Majoritäten. Auch in diesem Fall
wird unsere Aktion von vielen als unbequem emp-
funden, unsere Unbedingtheit beleidigt. Jenes
Auktionsblatt faßt die Sache anders an: was es
selbst denkt, wird nicht gesagt; es druckt einfach
alles ab, was ihm zugeht.

Auch das hat sein Gutes. Es zeigt einmal mehr,
wie es in den Köpfen und im Verantwortungs-
gefühl von Museumsbeamten aussehen kann, und
wie nötig gerade nach dieser Seite eine energische
Durchlüftung wäre.

Natürlich ist keiner da, der nicht „im Prinzip"
einverstanden wäre. Das Moralische versteht sich
auch für die Zweideutigen immer von selbst. In
der Praxis freilich, sagen sie, sähe die Sache doch
anders aus. Der Assistent eines Berliner Museums
meint, es unterliege verschiedener Beurteilung, wo
der willkürliche Eingriff in das künstlerische Da-
sein eines Bildes beginne. Wir meinen, gerade
dieses kann nicht zweifelhaft sein: jede Zutat von
fremder Hand, die den Anschein erwecken soll,
sie stamme vom Künstler, ist Verfälschung, ist
Fälschung. Er meint weiter, an der Tatsache, daß

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