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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 7
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Scheffler, Karl: Monet: zur Ausstellung in der Galerie Thannhauser
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0293

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CLAUDE MONET, REGATTA IN ARGENTEUIL. 1874

PARIS, LUXEMBOURG-MUSEUM. AUSGESTELLT IN DER GALERIE THANNHAUSER,

BERLIN

MONET

ZUR AUSSTELLUNG IN DER GALERIE THANNHAUSER

VON

KARL SCHEFFLER

^/^and an Wand mit der Manet-Ausstellung gab es im
Februar in der Galerie Thannhauser eine Monet-Aus-
stellung. Und ein paar Häuser weiter, bei Goldscbmidt & Co.,
wurden Bilder von Pissarro, Sisley, Renoir und Cezanne
gezeigt. Dieses enge Nebeneinander des Zusammengehörenden
erhöhte den Genuß. Man konnte nicht nur das Talent ein-
zelner Künstler würdigen, sondern auch das Genie einer
Epoche.

Die Veranstalter der Ausstellung zum Gedächtnis des
1926 im sechsundachtzigsten Lebensjahre gestorbenen Claude
Monet haben sich viel Mühe gegeben. Sie haben erreicht,
daß von den siebzig Bildern der dritte Teil ungefähr der
Frühzeit (bis zur Mitte der siebziger Jahre) angehört. Das ist
ein gutes Ergebnis, wenn man bedenkt, wie schwer Früh-
bilder zu haben sind. Dennoch litt die Ausstellung naturgemäß
darunter, daß die Bilder der Spätzeit überwogen, die Werke
jener Zeit, in der das Programmatische und eine Neigung zum
Dekorativen die Begabung mehr und mehr aufgelöst haben.

Immerhin war genug des Meisterhaften da, um die Über-
zeugung neu zu festigen, welch ein großer Maler, welch
ein Maler an sich Monet gewesen ist. Er war nicht vom
Wüchse Manets, doch war er in seinen glücklichsten Stunden
innerhalb seiner Art vollkommen. Von früh an war in seinem
Talent ein leiser Zug zum Professionsmäßigen; um so mehr
ist zu bewundern, wie Monet die Nuance gepflegt und sich
der naivsten Naturempfindung hingegeben hat. Die Hand
wäre oft gern selbstherrlich gewesen; das Auge aber hat sich
die Hand dienstbar gemacht.

Auch in dieser Ausstellung — wie nebenan bei Manet —
gehen die stärksten Wirkungen von den Bildern aus, die
auf Hell und Dunkel gestellt sind. Von einer besonders
intimen Schönheit sind die beiden Darstellungen der Familie
Sisley beim Lampenlicht. Meisterhaft — in einer Weise,
die von fern an den jungen Trübner denken läßt — ist
das Männerbildnis von 1867. Noch schöner ist die dunkle
„Dorfstraße in der Normandie". Von solchen Landschaften

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