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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 7
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Scheffler, Karl: Menzelzeichnungen in der Galerie J. Casper
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0304

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Betrachter vor sich selbst, indem es das Leben überhaupt
bestätigt.

Die sorgfältig und gut gemachte Ausstellung, die zu den
anregendsten dieses Winters gehört, gibt noch Anlaß zu einer
allgemeinen Bemerkung. Man hört so oft in Ausstellungen,
wo bereits bekannte Arbeiten bedeutender Künstler gezeigt
werden, den Ausspruch: das kennen wir ja schon. So, als

wäre es überflüssig, das schon einmal Gesehene nochmals zu
betrachten. Das sagen dieselben Leute, die gern zur Neu-
aufführung eines bekannten Dramas gehen. Gute Kunst
kann gar nicht zu oft gezeigt werden. Der Genuß ver-
ringert sich beim Kenner nicht, er wächst. Das „Neue" ist
wenig, wenn es nur neu ist. Es kommt auf das an, was
immer wieder neu ist. Karl SchefFler.

I UNSTAUS STELLUNGEN

MANNHEIM
Die erste Ausstellung des Jahres
in der Kunsthalle war James Ensor,
dem Belgier, gewidmet. Eine der selt-
samsten und merkwürdigsten Ausstel-
lungen, die man hier gesehen hat.
Gewiß keine der in der Kunstgeschichte wirkende Per-
sönlichkeit, um die es sich handelt — dazu ist sie zu ab-
seitig, zu eigensinnig und selbstgenießerisch —, aber doch
eine malerische Kraft von sehr hohen Graden, eine außer-
gewöhnliche Kultur der Form, ein deutlich und unnachgiebig
fest geprägter Charakter. Nicht jeder wird seinen von „Fremd-
gefühlen", von absonderlichen Anspielungen durchtränkte

Kunst besonders sympathisch finden — immerhin bleibt sie
auch bei Verstiegenheiten persönlich und wird nicht so zu-
sammengekleistert „symbolisch", wie das gerade bei manchen
deutschen Malern gern der Fall ist. Der Weg Ensors als
Maler führt aus der Tonigkeit der siebziger und achtziger
Jahre immer mehr zur reinen Farbe, die — dem Gegen-
stand seiner Bilder entsprechend — oft etwas, bei aller
Delikatesse, Kaltes und Schneidendes hat, oft auch merk-
würdig verblüht anmutet. Fast noch stärker als Ensors Ge-
mälde überzeugt seine Graphik, wo insbesondere die Radie-
rungen eine seltene Schärfe und Überlegenheit der Form
aufweisen.

L. Moser (Karlsruhe).

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