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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 7
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0305

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MAX NEUMANN, ITALIENISCHE LANDSCHAFT

MÜNCHEN
Bei Caspari stellte der Wiener Gerhard Frankl eine größere
Anzahl Arbeiten aus, vor allem Gemälde. Der junge Künstler
ist zweifelsohne eine starke Begabung, hoffentlich erfüllt er
die Erwartungen, die man auf seine weitere Entwicklung
setzen möchte. Offenkundig französisch geschult, in dem
Verantwortlichkeitsgefühl für klaren Aufbau und eine feste
Form wie in dem Empfinden für den dekorativen und kon-
struktiven Wert der Farbe, verfügt der Künstler über jene
Wiener Leichtigkeit und Grazie, die an Schuch erinnert;
freilich verrät sich mehr als einmal ein weit stärkeres, leb-
hafteres Temperament. A. L. M.
WIEN

Die Ausstellung polnischer Kunst in der Sezession in
Wien ist, glaube ich, seit es ein Polen gibt, die erste
solche Ausstellung, die in deutschen Landen gezeigt wird;
vorher waren die Künstler aus dem ehemals österreichi-
schen Polen regelmäßige Teilnehmer an den Wiener Aus-
stellungen und viele der heutigen Gäste sind hier seit damals
bekannt. Diese Gruppe, die in Krakau ihr Zentrum hat,
entspricht unserer Sezession; diese und die Krakauer Sztuka
— beide 1897 gegründet — sind auch künstlerisch gleich-
altrig, postume Kinder des Impressionismus, der, als sie auf
die Welt kamen, schon ein wenig bejahrt und herunter-
gekommen war. Auf diesem Epigonenstandpunkt steht
diese Gruppe zumeist noch heute; sie malen wie zurück-

gebliebene Künstler allüberall, mit einem Zuschuß von sla-
vischer Farbenvehemenz, der als nationale Sonderart be-
rührt. Bei einem von ihnen, Felician Szczesny Kowarski,
glaubt man in dieser Wucht gesundes Bauernblut zu ge-
wahren. Die Warschauer Künstler, zumeist zur Vereinigung
Rhythmus gehörig, sind stärker französisch orientiert, auch
stärker mit Strömungen von heute verknüpft. Die Anleh-
nungen an die Pariser Mode sind zumeist nicht sehr ge-
glückt, am erfolgreichsten hatte der 1926 in Paris gestorbene
Eugen Zak dort seinen farbigen Geschmack verfeinert.
Waclaw Borowski gelingt bisweilen ein suggestiver Rhyth-
mus. Was in der bäurischen und derben Tradition wurzelt,
scheint mir auch hier das Echtere und Gewichtigere zu
sein: Roman Kramsztyk, dessen ruhige Sachlichkeit nicht
die artistische ist, die man heute trägt, sondern etwas Volks-
mäßigeres und Unverdorbenes; Konrad Krzyzanowski, dessen
Bildnisse einfach, intim und geistig bedeutend sind. Unter
den Wilnaern fällt Ludomir Slendzinski auf, dessen scharf
konturierte und flach modellierte Köpfe an moderne Italiener
erinnern. Friedrich Pautsch, der jetzt in Krakau Professor
ist, war früher an der Akademie in Breslau tätig; sein Far-
bendurst ist nach wie vor nicht zu stillen, seine Bilder sind
Orgien — in landesüblichen Getränken. Man möchte dieser
unzweifelhaften Begabung stärkere Selbstzucht wünschen;
aus seinen koloristischen Ausschweifungen bricht hie und da
ein Stückchen prächtiger Malerei durch. H. T.
 
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