Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

DOI Heft:
Heft 9
DOI Artikel:
Kunstausstellungen
DOI Artikel:
Chronik
DOI Artikel:
Auktionsnachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0392

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
teils Landschaften. Die Italiener erstreben hier neue Bahnen,
indem sie aus dem Stil älterer Meister ihre Kunst zu formen
versuchen. Neben Thoma und Böcklin erkennt man auch
das siebzehnte Jahrhundert, ohne bei dem einen oder bei
dem andern überzeugt zu werden. Erfreulicher sind einige

Blätter von Prencipe und Lino S. Lipinsky, die hin und
wieder wuchtigere, große Formen sehen. Das Beste erreicht
T. Berenson in den malerisch bewegten Städtebildern Italiens,
den einzigen Arbeiten von wirklicher Qualität.

M. Goering.

CHR

OPERNHAUS-UMBAU UND „ZAUBERFLÖTE"

Der Umbau des Berliner Opernhauses ist nach vielem Hin
und Her fertig geworden. Das Haus repräsentiert sich
von außen nun wie ein rechtes Kompromißwerk. Der alte
Baukörper geht mit den An- und Aufbauten nur konven-
tionell zusammen, alles Organische ist vernichtet. Besser ge-
worden ist der von dem Denkmal und den Grünanlagen be-
freite Platz zwischen Opernhaus und Bibliothek. Um so
deutlicher wird nun aber auch, wie sehr die Hedwigskirche
in die Ecke gequetscht ist und wie unmöglich die aufge-
stockte Fassade der Dresdener Bank als Hintergrund ist.
Damit muß man sich nun abfinden.

Im Innern ist der schöne Zuschauerraum wenig berührt,
er ist nur gereinigt und neu vergoldet worden. Nicht dazu-
gehörig wirken die Vorräume mit den engen Kassen, mit den
Treppen zum Ersten Rang und mit der Konditorei unter dem
Zuschauerraum. Dort spukt der Geist Oskar Kauffmanns.

Phantastisch ist der Bühnenraum. Was dort mit fahr-
baren Plattformen, Hinter- und Seitenbühnen, versenkbaren
und schnell zu erhöhenden Podien und mit Beleuchtungs-
anlagen los ist, setzt in Erstaunen. Diese maschinelle An-
lage verführt geradezu zu RevueefFekten. Hier steckt der
größte Teil der ausgegebenen Millionen. Bei der Führung
wurde stolz versichert, daß es Ähnliches in der ganzen Welt
nicht gibt.

Der Stolz scheint aber nicht ganz berechtigt. Die Lei-
tung des Opernhauses hatte für die „Zauberflöte" neue
Bühnenbilder bei Max Slevogt bestellt. Der Künstler ging
gleich an diese ihm sehr willkommene Arbeit. Wie er sie
zu lösen gedachte, können sich die denken, die die schö-
nen Bühnenbilder zum Don Giovanni in Dresden kennen.
Slevogt mußte aber erleben, daß seine Entwürfe — trotz

) NIK

der einzigartigen Maschinerien — als nicht ausführbar be-
zeichnet und zurückgewiesen wurden. Die Entwürfe ver-
sprachen Ungewöhnliches und waren technisch verhältnis-
mäßig sehr einfach auszuführen. Die Arbeit ist dann Herrn
Aravantinos übertragen worden. Es soll gegen diesen gar
nichts gesagt werden; doch ist es wohl klar, daß er als
Künstler, als Interpret Mozarts mit Slevogt, dem wir den
prachtvollen, aus dem Geist der Mozartischen Musik gestal-
teten Radierzyklus der „Zaubernöte" verdanken, nicht ver-
glichen werden kann.

Hier ist einmal ein bedeutender Künstler, für die Auf-
gabe geeignet wie keiner. Man fordert ihn auf, läßt ihn
Entwürfe anfertigen und behandelt ihn dann wie einen
Lieferanten, der den Ansprüchen nicht genügt. Anstatt von
ihm zu lernen. Andere Nationen würden glücklich sein,
wenn sich ihnen eine solche Möglichkeit bieten würde. Wenn
schon das Verständnis für das Bildkünstlerische zu gering ist,
um Slevogts Mitarbeit nach Gebühr zu schätzen, so sollte
wenigstens der Sinn dafür lebendig sein, daß man einem
Künstler dieses Ranges gewisse Rücksichten schuldig ist.

BERICHTIGUNG
Die in Heft VI, Seite 239 links abgebildete Landschafts-
radierung ist nicht von Hans Thoma, sondern von Hermann
Tiebert, Württemberg. Diese Tatsache ist vom Verfasser des
Aufsatzes und von der Redaktion nicht bemerkt worden,
weil das Signum H. T. dem Thomas ebenso ähnlich ist wie
die stilistische Gesamthaltung der Arbeit dem Stil Thomas,
weil das Blatt seit vielen Jahren schon im Kupferstichkabinett
der Staatlichen Berliner Museen unter Thomas Namen geht
und eben jetzt auch als dessen Arbeit dort ausgestellt war.

UKTIONSNACHRICHTEN

Die Versteigerung
der Huldschinsky-Sammlung
ist am 10. und 1 i.Mai in Berlin bei
starker Beteiligung ausländischer
Museumsleute undKunsthändler und

inGegenwart eines übermäßig großen sensationslüsternen Publi-
kums durchgeführt worden. So ziemlich die letzte bedeutende
Berliner Sammlung alter Kunst hat sich aufgelöst — mit
dem von Kundigen erwarteten Ergebnis, daß mit ganz
wenigen Ausnahmen alle wertvollen Bilder für Deutschland
verloren gehen. Den „Rubens", einen großen, weit geführten

Entwurf zu einem der Bilder aus der römischen Geschichte
in der Liechtenstein-Galerie, erwarb ein Berliner Privat-
sammler (M. 76000). Die „Alte Frau" von G. Dou kommt
ins Kaiser-Friedrich-Museum (M. 28000). Die beiden galanten
Darstellungen von De Troy sollen für einen Privatmann in
Deutschland gekauft worden sein (M. 310000).

In der Reihenfolge der Bedeutung notiere ich die
übrigen Hauptstücke: Rembrandt, Bildnis der Hendrickje
(M. 570000, Duveen Broth.). Frans Hals, Bildnis des Malers
Frans Post (M. 305000, Privatbesitz in Berlin?). Botticelli,
Verkündigung Mariae (M. 210000, gekauft von einem
deutschen Händler, der das Bild vermutlich bald nach

3 66
 
Annotationen