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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 4
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Börger, Hans: Erinnerung an Pästum
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0185
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HEINRICH REINHOLD, BLICK AUF DIE TEMPEL VON PÄSTUM
(VORN DIE SOG. BASILIKA, DAHINTER POSEIDON- UND DEMETERTEMPEL)

ERINNERUNG AN PASTUM

VON

HANS BÖRGER

TL^s gibt der Reisenden genug, die da glauben,
-L-J Pästum, die geweihteste Stätte Süditaliens, auf
der Durchreise „zwischen zwei Zügen" erledigen
zu können. Zeus möge ihnen verzeihen, denn sie
wissen nicht, was sie tun. Selbst eine Exkursion
von Neapel aus, wie sie so oft unternommen wird,
erscheint dem Eingeweihten als unzulänglich, denn
je drei Bahnstunden für die Hin- und Rückreise
belasten den Tag viel zu sehr, auch geht der Nach-
mittagsschnellzug nach Neapel zu früh ab, als daß
man die köstlichen Stunden gegen den Abend zu
gehörig ausnutzen könnte. Ein „Hotel" gibt es

Anmerkung der Redaktion: Die Photographien ver-
danken wir dem Kunstgeschichtlichen Seminar der Univer-
sität Marburg.

in Pästum, das im Grunde nur eine Bahnstation
ist, Gott sei Dank noch heute ebensowenig wie zu
Goethes Zeiten. So empfiehlt es sich denn, einen
Ort in der Nähe als Operationsbasis zu erwählen,
am besten Salerno, das nur eine Bahnstunde vom
Ziel entfernt liegt und, wenn nötig, die bequeme
Wiederholung des Ausflugs gestattet.

Die Fahrt mit dem Morgenzuge, einem „ac-
celerato" (die Schnellzüge halten in der Regel
in Pästum nicht) wird jedem, der sie einmal ge-
macht hat, in lebendiger Erinnerung bleiben. Von
Salerno, „dieser ganz einzig lieblichen und frucht-
baren Gegend" (Goethes Worte), geht es immer
in der Nähe der Küste zunächst durch üppige,
auf das intensivste angebaute Fluren nach Süden

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