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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 8
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Scheffler, Karl: Das Neue Berlin, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0333
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DAS NEUE BERLIN

VON

KARL SCHEFFLER

Es ist nun nicht so, daß plötzlich ein Geschlecht
von besonders begabten Architekten hervor-
getreten ist, um die neue Großstadt zu gestalten. Im
Gegenteil: der historische BegrifFdes „großen Bau-
meisters" versagt. Was die heutigen Architekten ver-
bindet ist mehr der Stil als die Kunst, mehr der
Wille als das Talent, mehr die Baugesinnung als die
schöpferische Phantasie. Die heutigen Architekten
haben so unendlich viel mit der nackten Notdurft
des Wohnens, mit den rohen Bedürfnissen der

Massen, mit Kostenanschlägen, Materialgedanken
und Grundrißlösungen zu tun, daß sie zu rein
darstellenden Formen gar nicht die innere Ruhe
haben können. Dazu würden ruhigere Zeiten, feste
Baukonventionen und ein sowohl äußerer wie in-
nerer Uberfluß gehören. Der Ästhetiker kommt
im neuen Berlin nicht auf seine Kosten, weil noch
alles Versuch und Experiment, weil noch nichts
reif ist. Diese ganze Architektur ist vielleicht be-
stimmt — trotz Stahlskelett- und Betonkonstruk-

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