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Volkslied

Wenn ich ein Vöglein war'
Und auch zwei Flügel hält',
Flog' ich von hier,

Flog' nach Paris geschwind.
Wo die Franzosen sind.

Das glaube mir!

Spähte aus luft'ger Höh
Grad nach Poincarö,

Nach seinem Haus.

Setzte mich ganz bequem,
Bis er des Weges käm',
Fänd' ihn schon raus!

Schritt' er voll Würd' alsdann.
Strengt ich mich mächtig an,

Wie ich nur könnt':

Schickte dem dummen Tropf
Grad auf den dicken Kopf
Mein klein' Präsent!

Wenn er dann fluchend schimpft',
Murrend die Nase rümpft',

Flög' ich zur Fern',

Flöge zur blauen Höh':

„Ach mein Poincarö,

Hab du mich gern!" p-

Begreiflich

A. Frau Rockefeller kam kürzlich nach
München.

B- Was hat sie wohl da gewollt?

A. Nu, sie wird nach dem vielen Petro-
leum auch mal Appetit auf eine Maß
Hofbräu gehabt haben. m.i.

Glaubhaft

In den geräumten „Flaschenhälsen"
sind durch Abzug der Besatzung zahl-
reiche Wohnungen frei geworden.

In dem geräumten Gebiet werden
als einziges diese Wohnungen sich ihrer
Freiheit nicht lange freuen dürfen.

Das Tagebuch des Christoph Kolumbus,

in dem Schillers Wort: „Mit der Dumm-
heit kämpfen Götter selbst vergebens"
angeführt wird, ist in Mexiko aufge-
taucht! Ach, du lieber Himmel! Was heißt
„Tagebuch des Kolumbus"! Lächerlich!

Wie man uns kabelt, fand ein Kamel
im Wüstensande das auf Handbütten
in deutscher Sprache niedergeschriebene,
in eine verlötete Sardinenbüchse ge-
preßte Tagebuch Adams, datiert
„Paradies". 13. 12. A. D. 37 nach Er-
schaffung der Erde.

Zweifel an der Echtheit sind schon
deshalb ausgeschlossen, weil ein Kamel
die Urkunde aufgefunden hat.

Das Manuskript gibt verblüffende
Aufschlüsse und stellt alles auf den
Kopf, was bisher über jenen adamiti-
schen Zeitabschnitt in Wort und Schrift
geraunt wurde. Danach war Adam —
vor allem! — nicht der erste Mensch.
Die Schöpfung, für die sechs Tage an-
gesetzt waren, erlitt durch Generalstreik
der Gas- und Wasserarbeiter und Ton-
kneter am zweiten Tage eine Unter-
brechung, da den Leuten die Luft aus-
ging. Es mußte Luft bestellt werden,
außerdem waren die Versteinerungen
nicht rechtzeitig fertig geworden, die in
die Erdmasse hineingewürgt werden
mußten, damit man später glauben
sollte, die Erde sei älter als sie ist.

Sehr schwierig war das Schmieden
der Breiten- und Längengrade und der
Erdachse, für die auch reichlich Schmieröl
bereit sein mußte. Nun noch Wolken,
Wind, Blumensamen. Die Vögel, die

geliefert wurden, mußten erst fliegen
lernen, und kein Fisch konnte schwimmen!
Es war alles nicht so einfach, und da
die Arbeiten — der Eile wegen — in
Akkord vergeben waren, ließ sich die
Herstellung nur schwer überwachen. Das
Feuer war zu heiß, das Eis zu kalt.
Es fehlte an Erfahrung.

Sehr ulkig schildert Adam seine Kind-
heit. Wie er auf die Welt kam, war
ihm schleierhaft. Er rief nach seiner
Mutter. Sie kam nicht. Sein Vater
hatte sich gedrückt. Spielsachen fehlten
gänzlich. Er spielte zuerst mit Kaninchen-
losung „Murmeln" und gewann immer.
Im Paradies war noch nichts los:
kein Baum, kein Strauch. Ein paar
Flöhe, die, noch ungeübt, immer weiter
sprangen als sie wollten, drei Fliegen
und eine Wanze, das war alles, was
bis Mittwoch fertig war. Adam mopste
sich. Im Sommer ging's noch, aber
im Winter!!! Eisbahn und keine Schlitt-
schuhe, keine Skis, keine Rodelschlitten,
keine Lampe und kein Gas! Im De-
zember ging er nachmittags mit den
Hühnern „zu Rasen". Bett gab's nicht,
Gott sei Dank auch noch keine Arzte.
So blieb er gesund. Mit Schrecken
dachte Adam daran, daß er vielleicht
sterben müßte. Ein junger Spatz und
ein alter Paradiesvogel waren krepiert,
ein Menetekel! Wer würde ihn be-
graben? Er müßte sich kurz vor'm
letzten Atemzuge einbuddeln. Na, über-
haupt. Ein Glück nur, daß Aschinger
im Südosten „aufgemacht" hatte. Er,

Adam, hatte sich etwa 20 Jahre lang
gemopst, da annoncierte er im Paradies-
anzeiger: „Junger, guterzogener Mann
in bester Stellung, selbständig, unver-
heiratet, kinderlos, sucht Lebensgefährtin,
nicht unter 17, nicht über 70. An-
gebote mit Photographie erbeten an
RudolfMosiesAnnoncenexpedition." Am
nächsten Morgen, als Adam erwachte,
hatte er eine Frau, die ihm einen Apfel
gab. Sie duzte ihn, und nachmittag
gingen sie aufs Standesamt. Da eine
Hochzeitsreise innerhalb des Stachel-
drahts ausgeschlossen war und draußen
viel mehr los sein sollte, verließen beide,
Herr und Frau Adam, das Paradies
auf der Hintertreppe und gründeten in
Berlin, Leipziger Straße, ein feines
Herrengarderobegeschäft, das gut ging
und heute noch ohne „Geschäftsaufsicht"
besteht. Ein gewisser Noah führte, als
ein ekliges Regenwetter im Paradies
eingesetzt hatte, die sämtlichen Viecher
in einer zu diesem Zweck bereit liegenden
Arche hinaus in die zoologischen Gärten
und Menagerien, und wenn er nicht ge-
storben wäre, lebte er heute nicht mehr.

So weit Adams Tagebuch. Das
übrige wissen wir ja. Es ist alles
ganz schön und gut, aber, daß Noah,
der nach allerneuesten Forschungen in
Genua geboren war und eigentlich
Christoph Kolumbus hieß, ganz ab-
gesehen von Flöhen, Läusen, Wanzen
und Kellerasseln — den üblen Poincarö
und Genossen nicht hat versaufen lassen,
das ist ein ewiger Jammer. m. r.

Oie Antike an die nordischen Gelehrten

Ihr stürzt euch wie ein wilder Ochse Ja, geht! Doch wenn
Auf das, was ich als Rätsel trug,

Ihr glaubt, mit Schimpfen und Geboxe
Erreicht ihr meinen Geisterflug.

stiller Junge
Sich neigt vor meinem Marmorbild,
Sein Herz erbebt in heil'gem Schwünge
Und Sehnsucht ihm die Brust erfüllt,

Die ihr mit Lexikon und Spaten
In meinen Eingeweiden wühlt,

Die ihr euch als die Potentaten
Von allen meinen Schätzen fühlt,

Ihr patentierten Weisheitspächter,

Die ihr vor lauter Klugheit schwitzt,
Ihr Graleshüter, Zionswächter,

Die ihr den Schlüsiel ganz besitzt —

Ihr nehmt sogar zur eig'nen Ehre
Homeros' Dichterkranz zum Raub,

Ihr schnüsieltet, wenn's möglich wäre,
Sogar nach Hektors heil'gem Staub.

Die ihr einst Nietzsche ausgestoßen
Und Kärrnertum zur Höh' gebracht,
Ihr haßt auch heut' noch jeden großen
Gedanken, der uns Licht gebracht.

Ach, geht dahin und seid belesen,

Seid auch mit Würden ausstaffiert:
Ihr habt von meineim wahren Wesen
Auch nicht den kleinsten Hauch verspürt!

Dann steig' ich auf in reiner Klarheit
Und will vor seinen Augen stehn,
Dann soll die Schönheit und die Wahrheit
In seine Dichteraugen sehn.

Dann führ' ich ihn mit Hermes' Stabe
Und fülle ihm das Aug' mit Glanz,
Dem bringe ich als höchste Gabe
Ein Zwciglein aus Homeros' Kranz! p.
 
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