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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 5 (September/Oktober 1917)
DOI Artikel:
Oxé, August: Die neue Mainzer Laren-Inschrift
DOI Artikel:
Woelcke, Karl: Nochmals das Dornausziehermädchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0164
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(in der Schrift stets abgekürztes) Pränomen (M. n. — Marcus noster), die
freie Herrin nur ihr Cognomen ( Justa n(ostra)), der Sklave auch nach seiner
Freilassung nur den alten Sklavennamen (cognomen) mit dem Vermerk
l(ibertus).

Wenn im Hause des Bankiers L. Caecilius Jucundus zu Pompei
unter der bekannten, derb realistisch gearbeiteten Bronzebüste der Besucher
die knappe Widmung liest (X 860 = D 3640) Genio L. nostri Felix l., so weiß
er, daß dem Genius des Hausherrn L. Caecilius Jucundus sein Freigelassener
C. Caecilius Felix dieses Geschenk machte. Wie der Freigelassene Bello mit
Vor- und Geschlechtsnamen hieß, können wir natürlich in Ermangelung
genauer Fundangaben nicht wissen.

Crefeld. Aug. Oxe.

Nochmals das Dornausziehermädchen.

Arch. Jhrb. XXIX, 1914, S. 23, Abb. 9 wurde eine Bronze nach dem Stiche Merians
bei Daniel Bruckner, Merkwürdigk. d. Landsch. Basel XXIII Stück, Augst, Basel 1763,
p. 3017, Tab. XVI, 4, abgebildet, die wir als Bronzevorbild für die provinziellen Terra-
kotten ansprachen unter der Voraussetzung, „daß das Stück antik sei, was nach der
Abbildung natürlich der Fall sein kann, was wir aber nicht erweisen können“. Gleich
nach der Drucklegung hatte Herr Dr. K. Stehlin in Basel die Freundlichkeit, mir über
eine zweite Zeichnung der Figur zu berichten, „welche zwar im allgemeinen ebenso
schlecht ist, wie Bruckners Kupferstich, aber an der rechten Hand die Bewegung des
Dornausziehens ganz deutlich zur Darstellung bringt“. Und etwa 10 Tage später teilte
mir Herr Dr. K. Stehlin mit, daß sich die Bronze im Historischen Museum in Basel
(Katalog Bernoulli Nr. 246) gefunden hat. „Es ist eine moderne Arbeit geringer Art.“
Damit war dem Stück jeder Wert für unsere Dornausziehermädchen genommen, ganz
abgesehen davon, daß die Bronze eine wertlose Arbeit ist und „der Körpertypus, eher
Hermaphrodit als Weib“, die Figur noch nicht einmal sicher in unsere Reihe wies. Die
moderne Bronze hat auszuscheiden. Die Feststellungen P. Herrmanns (Berliner Philol.
Wochenschr. 37. Jahrg., Nr. 15, vom 14. April 1917, Sp. 477 bis 479) über das pompeja-
nische Mosaik, das ich a. a. O. nach Forrers Reallexikon, S. 191, mit allem Vorbehalt
zu den Dornausziehermädchen heranzog, haben alle Zweifel über Herkunft, Aufbe-
wahrungsort und Echtheit beseitigt. Doch ist’ weil die Tätigkeit der Hand unklar ist,
das pompejanische Mosaik nur „mit Vorbehalt zu benutzen“ zur Frage der Dornauszieher-
mädchen. Damit ist jetzt Klarheit über die einzigen vermeintlichen Vorbilder der gal-
lischen Terrakotten gewonnen.

Ob eine Bronze im Nationalmuseum in Bukarest, von der mir W. Bremer, der sie
für hellenistisch hält, eine Skizze schickte, an ihre Stelle tritt, muß offen bleiben, da auf
mehrfache briefliche Anfragen in Bukarest aus dem Anfänge des Jahres 1914 von der
Direktion nie Antwort gegeben wurde.

Die Zahl der provinziellen Dornauszieherinnen, die Behrens (Mainzer Zeitschr. X,
1915, S. 103, Taf. VI, B 2) durch eine tönerne Basis aus Bingen, ganz gleich den Sitzen
der Mädchen aus des Tiberius Fabrik, vermehrt hat, erfährt möglicherweise eine weitere
Vermehrung durch eine Bronze aus der Sammlung R. Forrers in Straßburg. Die Herkunft
des Figürchens, das 4,5 cm hoch ist, ist unbekannt. Es fehlt der rechte Fuß. Geschlechts-
abzeichen sind nicht vorhanden, es sei denn, daß eine Einkerbung zwischen den Beinen
die Weiblichkeit andeuten soll. Das Figürchen ist platt, ohne Muskelangabe. Der Nabel
allein ist durch einen Punkt, die Finger sind kaum angedeutet. Die Rohheit erlaubt
keine Datierung. Zweifel an der Echtheit scheinen ausgeschlossen zu sein.

Zum Schluß noch eine Vermutung, ob die in Toulon-sur-AIlier arbeitenden Töpfer
ESIEB (?) und Tiberius (a. a. O. S. 22), aus dessen Fabrik das Heddernheimer Dornaus-
ziehermädchen stammt, nicht identisch sind. Es ist die Frage ob ESIEB (Blanchet) nicht
ESIEHflT] = Tiber, f. aufzulösen ist.

Frankfurt a. M.

K. Woe 1 cke.
 
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