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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 5 (September/Oktober 1917)
DOI Artikel:
Behrens, Gustav: Ein spätbronzezeitliches Skelettgrab von Heldenbergen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0165
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H7

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

Ein spätbronzezeitliches Skelettgrab von Heldenbergen.

Einen interessanten Grabfund von Heldenbergen erwähnt Gg. Wolff,
Die südliche Wetterau in vor- und frühgeschichtlicher Zeit S. 159/60: Über
ein 1873 „durch Herrn Hörle“ gefundenes „altgermanisches Grab, dessen
Inhalt nach Mainz gekommen ist“, findet sich in der Sammlung des Hanauer
Geschichtsvereins (Älteres Verzeichnis II) eine Notiz mit Zeichnung der Funde
von Prof. Hausmanns Hand. Darnach war es ein von großen Steinplatten
(2J/2J hoch und 7' lang) umgebenes Bestattungsgrab. Nach der Bezeichnung
der Fundstücke („Lanzenspitze, drei Pfeilspitzen, ein Stück Blech und Draht
von Bronze“) ist es dasselbe Grab, von dem Kofler nach Quartalbl. 1896
N. F. II, S. 16 gehört hat, daß es in der „Gänsehohl“ gefunden sei. — So-
weit die Angaben Wolffs. Durch die Güte des Herrn Prof. Ahrens, Verwalters
der Hanauer Altertumssammlung, kann ich Hausmanns Niederschrift im Wort-
laut wiedergeben:

„Das beim Pflügen eines Ackers aufgefundene wohl altgermanische Grab
war von Steinplatten gebaut und hatte die Form eines dreiseitigen Prismas.
Es war etwa 7' lang; die Platten waren 2x/2' hoch, hohl gegeneinander gestellt
und im Innern durch kleinere Steine gestützt. Das Ganze hatte ziemlich
genau die Richtung von N nach S; das Innere war mit Erde angefüllt.
Knochen fanden sich keine vor; eine staubartige Masse hielt man für Knochen-
überreste. Am einen Ende fand man ein etwa handgroßes Stück Blech,
welches etwas gekrümmt war und der Teil einer Kopfbedeckung gewesen
zu sein scheint. Dieses Blech scheint mit Draht an dem fehlenden Teil an-
geheftet gewesen zu sein .... ausgetriebene Stellen zur Verzierung. Etwa
in der Gegend der Brust des Toten lagen eine Lanzenspitze, 6" lang und
H/2" breit, ferner 3 Pfeilspitzen, etwa ü/a" lang und 1" breit. Lanzenspitze
und Pfeilspitzen sind, obgleich an der Oberfläche oxydiert, doch wohl er-
halten, von messingartiger Komposition und von zierlicher Form. Am anderen
Ende des Grabes fanden sich Scherben eines irdenen Gefäßes. Dieselben
waren von der Winterfeuchtigkeit sehr weich geworden und gingen den
Arbeitern in den Händen entzwei; einige halbhandgroße Stücke wurden er-
halten; sie zeigen einfache und geschmackvolle Form. Weiter fanden sich
mehrere gebogene, drahtartige Stücke von etwa 2'" Durchmesser vor.“ —
Beigefügt sind sehr mangelhafte Skizzen der Fundstücke. Zur Identifizierung
derselben, die tatsächlich ins städtische Altertumsmuseum zu Mainz gekommen
sind, genügen sie nicht. Bessere Hilfe gibt uns eine Zeichnung der Funde
in natürlicher Größe (darnach Abb. 1), die einem Brief (vom 17. Oktober 1873)
von Gg. Krug-Frankfurt an v. Cohausen-Wiesbaden beigegeben ist1). Da er
kleine Abweichungen und einige genauere Angaben bietet, sei er hier unter
Weglassung von Kleinigkeiten abgedruckt:

„Ungefähr 10 Minuten von Heldenbergen, in nordöstlicher Richtung,
an einer mäßigen Höhe, in der Nähe des Weges, der nach dem ehemalig
kurhessischen Dorfe Eichen führt, in der sog. Gänshohl-Gewanne fand im
März vorigen Jahres der Bauersmann Joseph Pauly II. beim Umpflügen seines
dort liegenden Ackers die Altertümer ..... Ein Schwager von mir,
Andreas Schäfer, ein Freund Paulys, erbat sich scherzweise beim Ausgraben
behilflich zu sein, da vielleicht ein Schatz dort verborgen sein könne. So

l) Beides aufbewahrt beim Nachlaß v. Cohausens im Röm.-germ. Zentralmuseum
zu Mainz.
 
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