Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 5 (September/Oktober 1917)
DOI Artikel:
Behrens, Gustav: Ein spätbronzezeitliches Skelettgrab von Heldenbergen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0166

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
148

fanden sie das Grab.Es hatte, so erzählten mir beide, die Richtung

von N nach S; der Boden des Grabes war mit einzelnen unregelmäßigen
Steinen geplattet; nach oben waren zum Schutze der Leiche platte Steine
dachförmig zusammengestellt. Am Kopf und an den Füßen machten größere
Steine den Verschluß. Der Kopf muß .... nach S gekehrt gewesen sein,
denn dort fand man rechts, also östlich die Lanzenspitze. Weiter zurück

entdeckten sie die.zerfressenen Überreste eines Panzers; in der Mitte

des Grabes auf der linken Seite die 3 Pfeilspitzen, und dann auf der rechten
Seite die Scherben des Gefäßes. Einem Stücke nach .... muß es von
bedeutendem Umfang gewesen sein. Leider war trotz der schützenden Steine
im Laufe der Jahrhunderte der ganze innere Raum von Erde durchrieselt, so
daß selbst bei der wirklich angewandten Vorsicht, nur Stücke zutage gefördert

werden konnten. Bei einem Besuche des Fundortes, den ich in

verflossenen Sommerferien ausführte, fand ich das .... Stück eines Röhren-
knochens, wie mir scheint, ein Teil eines Armknochens.“

Die ziemlich eingehende Beschreibung des Fundes läßt keinen Zweifel
darüber, daß es ein Skelettgrab in Plattensetzung war. Die Beigaben lassen
es als spätestbronzezeitliches Männergrab erkennen, wie sie in der Zeit der

süddeutschen Urnenfelder
hie und da auftreten, z. B.
Eschborn, Kr. Höchst (Mus.
Wiesbaden), Ockstadt, Kr.
Friedberg (Mus. Friedberg),
vielleicht auch Echzell, Kr.
Büdingen (Mus. Darmstadt).
Es scheinen fast ausschließ-
lich Männergräber zu sein, die
diesen älteren Ritus zeigen
und deren Verhältnis zu den
Urnenfeldern in zeitlicher
und völkischer Hinsicht ein-
mal genau untersucht werden
soll. Einige Beispiele aus
dem übrigen S-W-Deutsch-
land seien noch angeschlossen: Uffhofen (?), Pfeddersheim (?), Altrip (?), Woll-
mesheim (Mann und Frau?), Kuhardt-Rülzheim (?), Pepinville, Weinheim (?),
Ehingen (?)*).

Die Beigaben des Heldenbergener Grabes sind: Abb. 1,1: Bronze-
lanzenspitze, Länge 21,5cm, mit kurzer Tülle; Abb. 1,2-4: 3 Bronzepfeil-
spitzen mit Dorn an der Tülle, Gesamtlänge 5,5—6 cm; Abb. 1,5 u. 6: Kopf
und Schaftstück einer Bronzenadel; Abb. 1,7: Drahtspirale, Durchmesser
etwa 1,7 cm; Abb. 1,8: Getriebenes Bronzeblech mit flachen Buckeln und
Rippenbündeln; einerseits am Rande mit Falz, der paarweise gestellte Löcher
zeigt. In einem von ihnen hing ursprünglich (wie die Zeichnung angibt)
ein rechtwinklig umgebogener Bronzenagel, der heute fehlt (ebenso konnten
Lanzenspitze und Pfeilspitzen bisher nicht aufgefunden werden). Die Spirale
(Abb. 1,7) ist die Endscheibe einer Brillenfibel mit gewelltem Bügel, von
dem 2 Windungen erhalten sind, ebenso die in einer Rollenöse hängende
Nadel. Der Nadelkopf (Abb. 1,5) ist merkwürdig roh gearbeitet. Welche
der zahlreichen Schaftbruchstücke dazugehören, ist nicht mehr festzustellen.

') Für die als zweifelhaft bezeichneten gibt der mangelhafte oder fehlende Fund-
bericht keine genügende Auskunft; doch sind sie m. E. mit großer Wahrscheinlichkeit
als Skelettgräber von Kriegern anzusehen.
 
Annotationen