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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 1 (Januar/Februar 1917)
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Wolff, Georg: Eine neolithische Hüttengrube mit Pfostenlöchern und Brandgrab am Frauenberg bei Marburg
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Behrens, Gustav: Ein bronzezeitliches Gefäß aus Frankreich im Museum zu Wiesbaden
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0044

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mit den südwetterauischen übereinstimmen, sich die dazugehörigen Brand-
gräber finden werden, wenn man systematisch nach ihnen sucht1). Denn
das ist auch hier notwendig, wenn man finden will, um so notwendiger, da
es sich, wie bereits bemerkt wurde, um sehr unscheinbare Objekte handelt,
die zudem meist in halbzerstörtem Zustande gefunden werden. Besonders
dankbar aber würden weitere Grabungen im Ebsdorfer Grunde sein. Zunächst
käme die Ansiedelung am Frauenberg in Betracht, im unmittelbaren Anschluß
an die Aufdeckung der kleinen Hüttengrube. Auf dem an den Erkelschen
Acker westlich sich anschließenden Grundstücke des Ökonomen Dörr haben
wir, wie oben bemerkt wurde, bereits im Herbst 1915 gleichartige Scherben
gefunden. Während der diesjährigen Grabungen sagte uns der Besitzer, daß
er dort beim Pflügen öfters Stellen mit weicherem und dunklerem Boden
finde, der sich in die Tiefe erstrecke und solche Gruben wie die aufgedeckte,
aber von weit größeren Dimensionen, annehmen ließe. Das aber würde man
nach den bisher gemachten Beobachtungen ohnedies erwarten müssen. Denn,
wie bereits oben bemerkt wurde, ist unsere Ovalhütte, eine der kleinsten
ihrer Art, wahrscheinlich nur ein Glied einer dörflichen Ansiedelung, welche
an der Stelle der heutigen Frauenberghöfe, diese an Ausdehnung erheblich
übertreffend, gelegen hat.

Frankfurt a. M. Georg Wolff.

Ein bronzezeitliches Gefäß aus Frankreich im Museum

zu Wiesbaden.

Die Sammlung Demmin, die schon lange im Besitz des Nassauischen
Landesmuseums in Wiesbaden ist, aber bisher wegen ungünstiger Aufstellung
nur wenigen bekannt war, konnte nach Überführung ins neue Museums-
gebäude genauer durchgesehen werden, und bald zeigte es sich, daß manches
unbeachtet gebliebene, wertvolle Stück darunter ist. Eins sei hier heraus-
gegriffen und besprochen. Es ist das in dem gedruckten Katalog der
Sammlung: „August Demmin, Beschreibendes Verzeichnis seiner Sammlungen,
Leipzig 1882“ auf Seite 16 als Nr. 156 aufgeführte und in schlechter Zeichnung
abgebildete Tongefäß, als dessen Fundort die Umgegend von CI ermo n t (Oise)
angegeben wird. Wie die Abbildung zeigt, ist es eine kesselähnliche Urne
der Bronzezeit, einzig dastehend in der guten Erhaltung wie dem Reichtum
der Dekoration. Die Höhe beträgt 9,5, der obere Durchmesser 11,5, der
größte Durchmesser des Bauches 13 cm. Das Material ist ein schwärzlicher
Ton mit geglätteter Oberfläche, der durch ungleichmäßiges Brennen an
manchen Stellen grau, an einem Teil des Randes sogar rötlich geworden ist.
Das Gefäß ist freihändig, ohne Töpferscheibe hergestellt und doch von großer
Gleichmäßigkeit der Form, die vielleicht durch Anwendung einer Art Schablone
erreicht wurde. Wohl das Interessanteste aber ist das fast die ganze Außen-
seite bedeckende sog. Kerbschnittmuster, eine typisch bronzezeitliche Ver-
zierungsweise, deren Mittelpunkt in der westlichen Hälfte Süddeutschlands
liegt. Ihre häufigste Form ist ein erhabenes Zickzackband, das dadurch ent-
steht, daß gegenständig angeordnete kleine Dreiecke entweder, wie in unserem
Falle, aus der Gefäßwand herausgestochen oder eingestempelt werden. Ein
derartiges Band läuft um den fast wagerechten Rand, von ihm gehen radial
nach außen sechs kurze Streifen, die aus zwei parallelen Zickzackbändern, um-

1) Das Casseler Museum besitzt außer den Funden eine sorgfältige Beschreibung
der Ansiedelung, soweit sie im Anschluß an den Ziegeleibetrieb aufgedeckt worden ist,
mit guten Aquarelldarstellungen der Fundstücke von J. Gümpel.
 
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