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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 4 (Juli/August 1917)
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Holwerda, J. H.: Oppidum Batavorum
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Bersu, Gerhard: Kastell Burladingen: Kgl. Pr. O.-A. Hechingen. Frühjahrsgrabung 1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0129

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troffen. Die beiden Stellen sind auf unserem Plan Abb. I mit B und B’ vermerkt.
Nachher hatte ich auch Gelegenheit die Funde näher zu betrachten. Dabei
stellte sich heraus, daß von den etwa sechzehn gestempelten Ziegeln beinahe
die Hälfte den Stempel LXGPFD führt, also der Zeit 89- 96 angehört.
Von den übrigen haben weitaus die meisten einfach LXG und gehören also
wohl den Jahren 70—89 an (vgl. Ritterling, de Leg. X Gern. S. 10 ff.). Etwa
400 Meter westlich von unserer einheimischen Befestigung hat also sicher ein
römisches Kastell gestanden, und dieses Kastell gehörte der Legio X, d. h.
dem siegreichen Römerheere des Cerialis. Das von diesem Kastell mut-
maßlich eingenommene Terrain ist zum größten Teil noch nicht von Bauten
bedeckt und also wahrscheinlich dem Spaten noch zugänglich.

Wir wollen nicht vergessen, daß die bisherigen Ausgrabungen, auf deren
Ergebnisse sich unsere Darstellung gründet, nur vorläufige Versuchsgrabungen
sind, daß bei einer vollständigeren Ausgrabung sich möglicherweise noch manche
Ansicht ändern wird. Aber daß hier noch eine so vielversprechende Arbeit
möglich scheint, daß das Terrain eines so bekannten historischen Ereignisses
noch unserem Spaten zugänglich scheint, wird bei den Fachgenossen hoffentlich
genug Interesse wecken, um diese vielleicht noch etwas vorzeitige Publikation
zu rechtfertigen. Im nächsten Sommer hoffen wir die Arbeit fortsetzen zu
können.

Voorschoten bei Leiden (Holland), Dezember 1916.

Dr. J. H. Hol wer da.

Kastell Burladingen.

Kgl. Pr. O.-A. Hechingen.

Frühjahrsgrabung 1914.

Bereits im März und April 1912 war der fortgeschrittenen Bestellung
der Acker wegen in aller Eile mit Mitteln des Dispositionsfonds der R.-G. K.
eine Versuchsgrabung in dem eben gefundenen Kastell Burladingen unter-
nommen worden, die sich auf ungefähres Festlegen der Situation und des
Alters der Anlage beschränken mußte. Es gelang, die Orientierung des
Kastells festzustellen, das Hauptgebäude und drei Tore zu finden, firner
wurden zwei Ecken angegraben und damit die Ausdehnung der Befestigung
nach drei Seiten hin festgelegt. Hierbei wurde klar, daß es sich um ein
Cohorten-Kastell von den üblichen Ausmassen handelte (Abb. 1). Ein Schnitt
durch die Gräben ergab, daß vor dem Stein k asteil eine Erdanlage
bestanden hatte. Die Einzelfunde an Keramik und Geräten zeigten in Über-
einstimmung mit den Profilen des Grabenschnittes, daß die ganze Befestigung
nur eine sehr beschränkte Lebensdauer gehabt hatte. (Ein Bericht erschien
im Röm.-germ. Korr-Blatt V 1912, 65 ff). Auf Grund dieses Befundes stellte
die R -G. K. Mittel zur eingehenderen Erforschung des Kastells bereit.
Über die erste Campagne dieser Untersuchungen soll in folgendem berichtet
werden:

Die Grabung dauerte vom 5.—28. März 1914. Es wurden bis zu 22 Arbeiter be-
schäftigt. Bei der hohen Lage des Kastells in 730 m Meereshöhe störte die Märzwitte-
rung öfters.

Der Berichterstatter wurde in der Leitung der Ausgrabung für die ihn sein Amt,
das Kgl. Württ. Landeskonservatorium, zur Verfügung stellte, durch stud. phil. Schweiss-
tal - Trier in der 1. Hälfte der Grabung und durch stud. phil. Strohm - Tübingen in der 2
unterstützt. Der liebenswürdigen Förderung unserer Arbeit durch Herrn Oberamtmann
D r. S c h o e n f e 1 d - Hechingen habe ich besonders dankbar zu gedenken. Während der
Grabung wurde das Gelände des Kastells und seine Umgebung durch den hierfür be-
 
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