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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 2 (März/April 1917)
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Reinecke, Paul: Alte Eisengewinnung im südbayerischen Tertiärhügelland
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0051

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KAISERLICHES ARCHÄOLOGISCHES INSTITUT
RÖMISCH-GERMANISCHE KOMMISSION

KORRESPONDENZBLATT

HERAUSGEGEBEN VON F.KOEPP, E.KRÜGER, K. SCHUMACHER
KOMMISSIONSVERLAG JOS. BAER & Co., FRANKFURT AM MAIN

Jahr I März/April 1917 Heft 2

ABHANDLUNGEN.

Alte Eisengewinnung im südbayerischen Tertiärhügelland.

Aus vier ganz oder teilweise zum Abbau gekommenen alten Eisen-
schlackenhalden in den Forsten auf der Jurahochfläche nördlich von Rei-
he im a. Donau (Niederbayern) erhielten wir im Frühjahr 1915 äußerst be-
zeichnende keramische Proben der Spätlatenezeit:). Damit war der Nach-
weis erbracht, daß die im unteren Altmühljura wie in den angrenzenden
Teilen der Oberpfalz (Pa inten er Forst im Bez.-A. Parsberg) seit langem
in großer Zahl bekannten größeren und kleineren Eisenschlackenhalden2)
wohl mehr oder minder sämtlich auf Eisenverhüttung spätkeltischer Zeit
zurückgehen 3).

Im Anschluß an diese wichtige Feststellung wurden sowohl die
Schlackenhalden wie die gleichfalls seit langem auf den Jurahochflächen der
Umgebung von Kelheim beachteten, mehrfach ungemein ausgedehnten Gruben-
felder obertägigen Erzabbaues 4) topographisch näher erforscht und karto-
graphisch aufgenommen. Diese Geländearbeiten, die noch im Frühjahr 1915
durchgeführt werden konnten, umfaßten das Gebiet südlich der Donau
(Weltenburg), den Hienheimer Forst (zwischen Donau und Altmühl)
wie den Es singer und Frauenforst samt den angrenzenden Privat-

') Eine fünfte Schlackenhalde im Hienheimer Forst (westlich von Kelheim)
ergab nur Tondüsenstücke Sämtliche Funde liegen im Lokalmuseum zu Kelheim;
Abgüsse der wichtigsten Proben nebst Schlackenkuchen im R.-G. Zentralmuseum Mainz,
im Deutschen Museum zu München wie in den einschlägigen bayerischen Sammlungen. —
Eisenschlacken (aus mehr oder minder zerstörten Rennöfen) in engstem Zusammenhang
mit Spätlatenescherben wurden übrigens auch im Bereich der Viereckschanze (R.-G. Korr.-
Bl. IV 1911, S. 19 f.; Präh. Zeitschr. V 1913, S. 227 f.) wie des frühhallstättischen Urnen-
friedhofes auf dem Altmühl- bezw. Winzerfe 1 d östlich von Kelheim, ferner bei den
jüngerhallstättischen Talflachgräbern unweit Kastlhof, Gern. Prunn (Bez.-A. Riedenburg,
Oberpfalz) gefunden.

2) Die Schlacken sind vielfach stark metallhaltig (Eisen und Mangan zusammen
bis 45 °/o). Die Spätlatenescherben fanden sich in den Plalden sowohl mit äußerst schweren,
metallhaltigen, wie leichteren Schlacken geringen Metallgehaltes vor.

3) Eine daraufhin erschienene Zeitungsnotiz ist im R.-G. Korr.-Bl. VIII 1915, S. 92,
abgedruckt worden. Die Feststellung erfolgte jedoch 1915, nicht 1914, wie hier irrig an-
gegeben.

4) Neben diesen Feldern wie auch sonst finden sich öfters vereinzelte, ganz anders
geartete, tiefere Gruben mit mehr oder minder ringwallartig aufgeschichtetem Aushub
(keine Erdfälle, Dohnen!), wahrscheinlich mittelalterliche Schürfversuche. Die mittel-
alterlichen Eisenschürfe im Amberger Gebiet und am Schwarzenberg bei Grafen-
wöhr (Oberpfalz) sind durchweg eingestürzte Schächte. — In der unteren Altmühlalb
beschränkt sich das Eisenvorkommen auf die Juradecke. Über die geologischen Verhält-
nisse und die Entstehung der „Farberdenester“ auf der Jurahochfläche s. E. Köhler,
Geognostische Jahreshefte (München) XV, 1902, S. 11 f.

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