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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 5 (September/Oktober 1917)
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Aus Museen und Vereinen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0175

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157

Eine besondere Abteilung füllen die Schlüs-
sel (sog. lakonische, Schiebe- und Haken-
schlüssel) sowie die Kasten- und Schloß-
beschläge samt den Kastengriffen, Schar-
nieren und Zierknöpfen.

In erheblicher Menge kamen Werkzeuge
zum Vorschein. Dem Schreiner- und Zim-
mermannsgewerbe gehören an: große und
kleine Stemmeisen, dabei solche mit Tülle,
Spitz-, Löffel-, Hohl- und Zentrumsbohrer,
Hohleisen, gebogene Hohleisen, Hobeleisen,
Lochbeutel, Breitmeißel, Schindelmesser,
sog. Schnitzer, Nagelzieher nebst den ent-
sprechenden Beilen (Doppelbeile, Hohlbeile,
Dechsel). Auf das Schmiedehandwerk weisen
Hämmer, Ambosse (auch zwei- und vier-
teilige), Schmiedezangen, Nageleisen, Vor-
schlageisen, Schrotmeißel, Feilen, Durch-
schlage (Dorne), Blechscheren, Stempel,
Eisenbänder und -beschläge, außerdem die
umgearbeiteten und unfertigen Stücke, das
Bank-, Flach-, Rund- und Vierkanteisen,
sowie die vielen Abfälle; der Holz- und
Lederbearbeitung dienten eigens geformte
Messer, Pfriemen, Ahlen,Reißahlen, Spachtel,
Durchschlage, Reifeleisen u. a. Ferner seien
die Nähnadeln, Seilerhörnchen und die Netz-
(Filet-)nadeln erwähnt.

Im Rahmen der landwirtschaftlichen und
verwandten Geräte erscheinen eine Sense,
Sensenringe, eine Pflugschar, ein Pflug-
messer, Garten- und Baummesser, Hacken,
Fischstecher, Angelhaken.

Zum Wagen gehören Radnabenstifte, Vor-
steck- (Loh-)nägel, allerlei Haken, Belag-
scheiben, Radreifennägel, Ketten- und Ket-
tenteilungen.

Nach Hunderten zählen die Eisenteile von
Gebäuden, insbesondere die Nägel aller

Sorten und Größen, dazu die Mauerstifte,
Krampen, Kloben, Holzklammern, Türbän-
der, Türkegel, Türhaken, Vorreiber, Schließ-
kloben für Schloßriegel, Scharniere, Eisen-
bänder von Fenstervergitterung (?) u. a.
Von einer Uferbefestigung stammen einige
Pfahlschuhe, während Stücke von Dach-
ziegeln jüngeren Ursprungs sein dürften.

Besonders zusammengelegt sind die Bruch-
stücke von Bronzestangen und -bändern,
die ganz oder teilweise geschmolzenen
Bronzen, die zerbrochenen Werkzeuge und
Geräte, das Blei sowie alle unbestimm-
baren Gegenstände, endlich sind in einer
kleinen Gruppe die mittelalterlichen und
neuzeitlichen Gegenstände der Fundstelle
vereinigt.

Ein Kasten ist den von Leutnant O h 1 e n-
roth geordneten Münzen eingeräumt, ein
weiterer hat die Keramik aufgenommen,
die infolge der eigenartigen Fundverhält-
nisse weniger ansehnlich als anderwärts er-
scheint, doch für die Beurteilung in aus-
reichender Menge vorliegt (Sigillata, graue
und schwarze Ware, gelbtonige Ware, einige
bemalte Scherben, Stücke von grobtonigen
Kochtöpfen, Krüge, Amphoren, Salbfläsch-
chen, Reibschüsseln aus Ton und Stein,
Stücke von Lavezsteinplatten usw.).

Über die mit den Funden zusammen-
hängenden Fragen unterrichtet ein anläßlich
ihrer Aufstellung erschienener Aufsatz P.
Reineckes im „Sammler“ (Beil. d. München-
Augsb. Abendzeitung) Nr. 92 und 93 vom
2. und 4. August 1917.

Eine ausführliche Veröffentlichung der
Funde wird.vorbereitet.

Frankfurt a. M.

Friedrich Wagner.

LITERATUR.

Bernard Müller, Bilderatlas zur Ge-
schichte der Stadt Frankfurt
am Main. Herausgegeben von der
Städtischen Historischen Kommission,
Frankfurt a. M. Moritz Diesterweg 1916.
123 und VIII S. Atlasformat. Preis 8 M.,
gebunden 10 M.

Dieses monumentale Werk bildet den
zweiten, auch allein käuflichen Teil der
Geschichte der StadtFrankfurta. M.
in Wort und Bild von Prof. Dr. Friedr.
Bothe und Prof. Dr. B. Müller, deren
erster Teil unter dem Titel „Geschichte der
Stadt Frankfurt a. M.“ von Friedrich Bothe,
XXII und 774 S. Lexikonf. mit 230 Bildern
und 4 Beilagen, bereits 1913 in demselben
Verlag erschienen ist.

Die Erläuterungen zu dem Bilderatlas von
Prof. Bothe, an deren Vollendung dieser
durch seine Einziehung zum Heere ver-
hindert wurde, sollen später erscheinen.
Auch ohne sie spricht das Werk durch und
für sich selbst.

„Der Zweck der vorliegenden Arbeit ist“
nach dem Vorwort, „ein Bild des alten
Frankfurt zu geben, wie es sich aus den
erhaltenen Denkmälern und Darstellungen
darbietet“. Diesen Zweck zu erreichen war
niemand in höherem oder auch nur gleichem
Grade in der Lage, wie der Leiter des
Städtischen Historischen Museums, „dessen
reichen Schätzen die gesamten Vorlagen für
die Tafeln entstammen“. Ihr Inhalt umfaßt
die gesamte Geschichte des Stadtgebietes
von der Steinzeit angefangen bis zum Ende
der staatlichen Selbständigkeit von Frank-
furt a. M. im Jahre 1866. Daß ein solches
Werk in solcher Vortrefflichkeit im dritten
Jahre des großen Krieges erscheinen konnte,
ist nicht am wenigsten der Munifizenz der
städtischen Behörden zu verdanken, die es
auch ermöglichte, den Preis so niedrig
zu setzen, wie es für ein bei aller Wissen-
schaftlichkeit doch auch populäres Werk
wünschenswert war. Wenn es im Prospekt
heißt: „Durch die Reichhaltigkeit und die
 
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