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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 6 (November/Dezember 1917)
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Wolff, Georg: Große Wohnstätte der jüngeren Steinzeit mit Pfostenlöchern und Brandgräbern auf dem Frauenberg bei Marburg
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Menghin, Oswald: Spuren eines römischen Kastells im nördlichen Niederösterreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0202

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dort in den letzten Jahren gefunden und verfolgt haben, auch Vertreter der
reinen Linearband- und der Stichbandkeramik gewohnt haben, wie ja auch
die im letzten Herbste in Hügelgräbern der Wälder zwischen dem Frauen-
berg und Marburg gefundenen Eisenringe in Verbindung mit den in den
beiden vorhergehenden Jahren weit zahlreicher und schöner ausgegrabenen
Gefäßen und Schmuckgegenständen aus der Bronze- und Hallstattzeit für
die vorgeschichtliche Metallzeit eine Kontinuität der Besiedelung der
Landschaft haben erkennen lassen, an die man vorher nach dem Stande der
Fundstatistik nicht zu denken gewagt hatte.

Unter den Einzelfunden aus den beiden neolithischen Gruben sind neben
den, wie gesagt, wenig zahlreichen Scherben von besonderem Interesse
die in zwei Brandgräbern, von welchen das eine in der kleinen, das andere
in der größeren Grube, aber in dem Teile der noch zur Überschneidung
gehört haben könnte, aufgedeckt wurde, mit den üblichen kalzinierten
Knochenrestchen gefundenen Halsketten aus rohen Tonperlen; fast mehr noch
aber ein — ursprünglich wohl ebenfalls zu einem Halsschmuck gehöriger —
kleiner flacher Flußkiesel mit Durchbohrung am einen Ende und feinen
eingeritzten Linienornamenten auf beiden Flächen. Seine nahe Verwandt-
schaft mit den Beigaben der Brandgräber auf der „Hohen Straße“ bei Marköbel
und Butterstadt wie am Osthafen bei Frankfurt bietet einen neuen Beweis für
die Beziehungen der steinzeitlichen Bewohner des alten Völkerweges nördlich
und südlich der oberhessischen Senke.

Frankfurt a. M. Georg Wolff.

Spuren eines römischen Kastells
im nördlichen Niederösterreich.

Das nördliche Niederösterreich stand in den ersten vier Jahrhunderten
n. Chr. unter außerordentlich starkem Einfluß der Römer, nicht nur in poli-
tischer, sondern auch ganz besonders in kultureller Hinsicht. Leider ist die
Forschung in diesem Punkte noch sehr zurück und außer einer Arbeit von
Karl Maska über römische Münzfunde in Mähren und im nördlichen Nieder-
österreich1) ist von archäologischer Seite hiezu so gut wie nichts, was

für diese Keramik hingewiesen, die es rechtfertigt, die letztere nach ihr zn be-
zeichnen. Dafür spricht auch gegenüber Worms, wo diese Mischkultur erst seit dem
Jahre 1911 nachgewiesen oder wenigstens als eine jüngere Varietät der Spiralkeramik
anerkannt worden ist, die Priorität der Auffindung (vgl. Protokoll der Göttinger Tagung
1913, S. 21 f. und „Mannus“ Bd. VI 1914, S. 53 ff., auch Bd. IV S. 53 ff.). Wollte man den
letztgenannten Gesichtspunkt allein maßgebend sein lassen, so müßte man die Gruppe
als Eichelsbacher Typus bezeichnen, wie es gerechtfertigt war, solange sie allein in Eichels-
bach und Wenigumstadt an den Abhängen des Spessarts und des Vogelsbergs nach dem
mittleren Maintal nachgewiesen war. Vgl. Altertümer unserer heidn. Vorzeit V S. 2 Nr. 6
und S. 1 Nr. 5 mit Tafel 1, 6 und mit Verweisung auf die analogen Funde in der Wetterau
S. 389 Nr. 1229 mit Tafel 67, 1229 (Schumacher). Dagegen spricht aber der Umstand,
daß — wenigstens nach dem gegenwärtigen Standpunkt unseres Wissens — die Fund-
stellen am Main wie die von Worms und Sarmsheim nur Ausstrahlungen vom wetterau-
ischen Zentrum bedeuten. Überhaupt haben solche Zufallsbezeichnungen ihre Aufgabe
erfüllt, wenn durch neue reichere Funde die scheinbar neuen Grüppchen als dörfliche
Varietäten innerhalb einer größeren Gruppe erkannt worden sind oder gar durch nach-
trägliche Auffindung auch an anderen bereits früher untersuchten Fundorten auch diesen
Nimbus eingebüßt haben. Vgl. u. a. die zu weitgehende Teilung in örtliche Gruppen in
dem im übrigen belehrenden Aufsatze von Schliz, Die Systeme der Stichverzierung und
des Linienornaments innerhalb der Bandkeramik. Prähist. Zeitschr. II 2/3 1910, S. 105 ff.,
besonders S. ii2ff.

') Rimskö mince na Morave a v Dol. Rakousi'ch. Casopis vlastenecköho spolku
musejm'ho. Olmütz X. S. 70.
 
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