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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 2 (März/April 1917)
DOI Artikel:
Hofmeister, Hermann: Römische Pflugscharen?
DOI Artikel:
Quilling, Fritz: Zur großen Juppitersäule in Mainz
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0061

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Die Übereinstimmung mit den Gettenauer Exemplaren ist auffallend.
Beides sind sicher die gleichen Geräte. Um so beachtenswerter sind die
Unterschiede. Waren es in Gettenau zehn Stück, so hier nur sechs. Sehr
erheblich ist der Unterschied in der Länge, obwohl es bei einem Durch-
schnittsmaß von 55 cm noch immer kräftige Arbeitsgeräte bleiben. Die Form
des zweiten Fundes ist einfacher. Das zeigt besonders das rundliche Blatt
gegenüber dem eckigen. Auch ist die Einkniffung beim Übergang zum Dorn
nicht so sorgfältig ausgeführt. Typologisch betrachtet stellen die Gettenauer
Eisen nach allem eine jüngere Stufe der Entwicklung dar.

Und nun zum Fundort.

Der zweite Fund stammt aus dem Vorgelände der Altenburg bei Nieden-
stein, Bezirk Hessen-Kassel. Es wird wissenschaftlich nicht mehr bestritten,
daß diese Burg Mattium, der Hauptort
der Chatten, gewesen ist, der im Jahre 15
n. Chr. von Germanicus zerstört ist. 3 km
südlich von diesem Platze, in der Rich-
tung auf Fritzlar, wo die Römer damals
die Eder überschritten haben, sind die
Eisen bei einer Rodung im Herbst 1912
gefunden. Sie lagen bei einem Wurzel-
stock, nicht allzu tief unter der Ober-
fläche. Beifunde sind nicht gemacht.

Der Fundort schließt die Möglich-
keit nicht aus, daß die Altenburger Eisen
ebenfalls römischen Ursprungs sind. Abb. 2. Eisengeräte aus dem Vorgelände
Ferner würde das Jahr 15 n. Chr., aus der Altenburg bei Niedenstein,

dem sie dann stammen müßten, den

typologisch erkannten Unterschied erklären und bestätigen.

Die Ausgrabungsleitung von Mattium verhält sich vorläufig abwartend,
zumal bislang, wo allerdings nur im Burgbezirk selbst gegraben ist, noch
keine römischen Funde zutage gekommen sind. Sollten aber weitere
Parallelen, um deren Bekanntgabe gebeten wird, offenbaren, daß diese eigen-
artigen Geräte n u r römischen Ursprungs sind, so wäre damit eine erfreuliche
positive Bestätigung der Gleichung Altenburg-Mattium gewonnen.

Die Altenburger Eisen befinden sich im Kgl. Landesmuseum Kassel.

Lübeck. H. Hofmeister.

Zur großen Juppitersäule in Mainz.

In meiner vor drei Jahren veröffentlichten Studie zur Mainzer Juppiter-
säule (Röm.-germ. Korrbl. 1913, Nr. 4) habe ich eine größere Arbeit über
dieses Denkmal in Aussicht gestellt. Die hierzu nötigen Untersuchungen
sind jetzt zum Abschluß gekommen und haben dank der unermüdlichen,
wertvollen Unterstützung des Herrn Prof. Neeb und seines Assistenten, Herrn
P. T. Kessler, zu bemerkenswerten Ergebnissen geführt. Von diesen soll hier
ein technisches, aber auch für die Deutung des Reliefschmuckes der Säule
wichtiges .Resultat vorweggenommen werden, um Mitforscher auf dem gleichen
Gebiete vor ähnlichen archäologischen Irrfahrten zu bewahren, wie ich sie
unternehmen mußte, ehe ich zur endgültigen Entscheidung gelangte.

Ein für den äußeren Aufbau wie für die inhaltliche Erklärung des Kunst-
werkes gleich bedeutungsvolles Problem ist die Frage, in welcher Drehung
die einzelnen Trommeln des Säulenschaftes übereinander gesessen haben.
Die nächstliegenden Merkmale zu ihrer Beantwortung sind rein technischer
 
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