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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 4 (Juli/August 1917)
DOI Artikel:
Unverzagt, Wilhelm: Zu den vorfränkischen Gräbern vom Heidenberg in Wiesbaden
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0115

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KAISERLICHES ARCHÄOLOGISCHES INSTITUT
RÖMISCH-GERMANISCHE KOMMISSION

KORRESPONDENZBLATT

HERAUSGEGEBEN VON F.KOEPP, E. KRÜGER, K. SCHUMACHER
KOMMISSIONSVERLAG JOS. BAER & Co., FRANKFURT AM MAIN

Jahr I Juli/August 1917 Heft 4

ABHANDLUNGEN.

Zu den vorfränkischen Gräbern vom Heidenberg

in Wiesbaden.

Der im letzten Hefte der „Baltischen Studien“ (XIX, 1915,
S. 239—254, Taf. I—III) von Martin Schultze veröffentlichte und
eingehend besprochene Fibelfund von Treptow a. d. Rega hat
für die südwestdeutsche Forschung eine besondere Bedeutung
durch die fast völlige typologische Übereinstimmung der Stücke
Taf. II, 2 u. 3 mit den von Brenner veröffentlichten Fibeln vom
Heidenberg in Wiesbaden1). Auf die Entwicklung dieses Fibel-
typus und seine Vorstufen soll hier nicht näher eingegangen
werden2). Daß er sich im Laufe der kaiserzeitlichen Nordsüd-
wanderung bei den Goten und anderen östlichen Germanen-
stämmen entwickelt hat und in der vorliegenden Gestalt ostger-
manisches Gut ist, darf im wesentlichen als gesichert gelten.
In Süddeutschland sind bis jetzt außer den Wiesbadener Stücken
nur noch ein Exemplar im Museum von Würzburg aus dem
Maingebiet und der Fuß einer solchen Fibel aus dem Gräberfeld von Wies-
loch bei Heidelberg bekannt geworden. Ein weiteres Stück dieser Art aus
Goethes Besitz, jetzt in der prähistorischen Sammlung zu Jena (Inv. 8801),
stammt nach Brenners Annahme womöglich auch aus Wiesbaden.

Wie Brenner a. a. O. S. 431 mit hoher Wahrscheinlichkeit dargelegt
hat, erfolgte die Anlage der Wiesbadener von den merovingischen Bestat-
tungen des 6. — 8. Jahrhunderts scharf getrennten Heidenberggräber am Anfang
des 5. Jahrhunderts3). Sie setzt voraus, daß der betreffende Stamm einige
Zeit in der Wiesbadener Gegend seßhaft gewesen ist. Gleichzeitig bleibt
die Tatsache festzustellen, daß sämtliche sechs Fibeln aus dem Gräberfeld
vom Heidenberg einen ausgesprochenen ostgermanischen Charakter tragen
und einem in Süddeutschland bisher äußerst seltenen Typus angehören.
Trotz dieses starken östlichen Einflusses glaubte Brenner die Heidenberg-
gräber den Alamannen zuteilen zu müssen, a a. O. S. 431 „Die Toten vom
Heidenberg in Wiesbaden aber werden kaum einem anderen Stamm zuge-
schrieben werden können als den Alamannen, . . . Allenfalls wäre noch

») Brenner, Vorfränkische Funde aus Wiesbaden, Altert, uns. heidn. Vorz. V
Taf. 72; E. Ritterling, ORL. Nr. 31 S. 132!!. Eine hier abgebildet (3:4).

!) Brenner, a. a. O. S. 425—27, VII. Bericht d. RGK. S. 260; Kos sinna, Ztschr.
f. Ethnol. 37 (1905) S. 369fr. u. Martin Sc hultze, a. a. O.

a) Zur Verteilung und Topographie der Wiesbadener Gräberfelder vgl. den Stadt-
plan mit Eintragungen, Nass. Heimatbl. XX 1916/17 S. 14.

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