Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 3 (Mai/Juni 1917)
DOI Artikel:
Reinecke, Paul: Römische Bauten in Kumpfmühl-Regensburg
DOI Artikel:
Como, Jakob: Ein römischer Grabstein aus Büdesheim bei Bingen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0101

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
- 83

Flucht liegende Teilmauern nochmals in zwei Räume zerlegt. Möglicherweise
deutet die so entstandene gebrochene Linie noch weitere Raumteilungen
(vier Gemächer anstatt zwei) an, irgendwelcher Anhalt in Mauerresten ist jedoch
dafür nicht vorhanden. Auch hier dürfte die alte Suspensura als Fußboden bei-
behalten worden sein, ohne daß die Heizeinrichtung noch benützt wurde.

In zweiter Periode enthielt der Bau1) also einen großen Wohnraum und
vier (oder möglicherweise sechs) größere und kleinere ungeheizte Zimmer.
Allem Anschein nach ist das Gebäude in der ersten Hälfte oder um die Mitte
des III. Jahrhunderts, ohne von einer Katastrophe zerstört zu werden, geräumt
und aufgelassen worden.

Die hier in jüngerer Periode angewendete Heizeinrichtung steht in
Rätien wie Noricum nicht vereinzelt da. Im Hypokaustkeller angebrachte Mauer-
reihen mit gewölbten Zuglöchern finden sich beispielsweise in Eining a. Donau
in einem nahezu quadratischen, später angebauten Saal der sogenannten Villa
außerhalb des Kastells wie in dem später angefügten Sudatorium des Kastell-
bades2); die Kanäle zwischen den Mauern sind hier mit Ziegelplatten ab-
gedeckt. Im Bade des Auxiliarkastells von Kumpfmühl, das am Königs-
berge nur ein paar hundert Schritt vom Habbelschen Grundstück vor zwei
Jahrzehnten untersucht wurde, hatte ein offenbar später angebauter Raum3 4)
eine entsprechende Heizeinrichtung, bei der die Züge zwischen den Mauern mit
Hohlziegeln überdeckt waren. Auch beim Kastellbad von Künzing (bei
Osterhofen) hat ein Raum eine derartige Hypokaustanlage aufzuweiseni).
Im bayerischen Anteil von Noricum gruben wir bei Petting am Waginger
See (Bez.-A. Laufen a. Salzach) ein Hypokaust dieser Art aus, bei dem Hohl-
ziegel (der Dachbedeckung) die Züge überbrückten und als Unterlage für
den Estrich des Raumes dienten. In Juvavum-Salzburg wie im Salzburg-
gau kehrt die nämliche Einrichtung wieder5), nicht minder aber auch im
südlichen Noricum, z. B. in Celeia- C i 11 i6). Nach dem Befunde in Eining
dürften solche Anlagen erst spät entstanden sein, im III. Jahrhundert7), ähnlich
wie die Kanalheizungen und dergl., die doch nur ein unzulänglicher Ersatz
für die alten Hypokausteinrichtungen waren. Es hat fast den Anschein, als
wäre Mangel an geeignetem Ziegelmaterial für die Pfeilerchen (wie ent-
sprechenden Steinmaterials für Hypokaustsäulchen) der Grund gewesen, wes-
halb man in diesen Hypokausten die Ziegelpfeiler durch solche aus Mauer-
werk oder Mauern mit Zuglöchern ersetzte.

München. P. R e i n e c k e.

Ein römischer Grabstein aus Büdesheim bei Bingen.

In der Lehrerbücherei der Binger Realschule führten mehrere Sammel-
mappen mit handschriftlichen Notizen zur Binger Lokalgeschichte bisher ein
recht beschauliches Dasein. Sie legen ein beredtes Zeugnis ab von dem

*) Von einem in zweiter Periode auf der Südseite angefügten Vorbau ist nur noch
ein Mauerstumpf erhalten.

2) Raum n und p des Planes S. 20 bei W. M. Schmid, Das römische Kastell Abusina,
1910. — Bei Pfretzschner, Grundrißentwicklung der röm. Thermen (und danach bei Schmid)
ist das Eininger Kastellbad unzulänglich und vielfach unzutreffend analysiert.

3) Verh. Hist. V. von Oberpfalz u. Regensburg, L 1898, Taf. II, Raum XII ; Taf. IV.

4) Verh. Hist. V. von Niederbayern I, Heft 2—3, 1847, S. 4, Plan, Raum H; Abh.

Ak. d. Wiss. München, I. CI. XVII, 1. Abt. 1884, S. 240.

6) Mitt. Zentr. Komm. Wien, III. F. V, 1906, S. 23.

6) Mitt. Zentr. Komm. N. F. XVII 1891, S. 137 ff., Taf. II.

7) Damit verträgt sich freilich nicht das Vorkommen einer solchen Anlage im
Kumpfmühler Kastellbad, falls dieses schon mit dem Bau des Regensburger Legionslagers
aufgelassen wurde.

6*
 
Annotationen