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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 6 (November/Dezember 1917)
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Wissowa, Georg: Juno auf den Viergöttersteinen
DOI Artikel:
Robert, Carl: Ein unerklärtes römisches Relief in Augsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0195

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tritt, eines Denkmales, dessen enge Beziehungen zu unserer Gruppe mit
Recht von berufener Seite stark betont worden sind1): zwei Mainzer Vier-
göttersteine2) geben sich laut Inschrift als Weihungen der Angehörigen
zweier viel der Stadt, die auf dem einen von ihnen stehende Namenliste weist
durchweg römische Namen auf. In diesem Zusammenhänge kann Juno nichts
andres sein als die göttliche Beschützerin der Ehe und des Familienlebens,
die damit für Erhaltung und Mehrung der Volkskraft sorgt, ein Gesichts-
punkt, der ganz gewiß für die im Grenzlande angesiedelten Römergemeinden
von derselben Bedeutung war, wie die Rücksicht auf das Blühen von Handwerk,
Handel und Verkehr. Für Juno als Ehegöttin bedarf es keiner Belege; daß
sie aber auf den Viergöttersteinen in dieser Bedeutung zu fassen ist, beweist
das ihr auf vielen Exemplaren beigegebene Attribut der Fackel, die nur als
Hochzeitsfackel verstanden werden kann; wenn man früher um dieser Fackel
willen die Göttin Ceres nennen zu müssen meinte, so haben demgegenüber
E. Krüger (Bonn. Jahrb. CIV, 1899 S. 56 ff.) und Hertlein (a. a. O. S. 94 ff.) mit
Recht den Namen Juno verteidigt, und F. Hettner hat die von ihm einst
vertretene Deutung auf Ceres (oder Proserpina) später selbst aufgegeben3).
Will man den Gesamtinhalt der Göttin in dieser Umgebung in eine irdvlrpic,
zusammenfassen, so kann man an den alten Beinamen der Juno Populona4)
erinnern, ohne natürlich im entferntesten behaupten zu wollen, daß die
Schöpfer des Typus diesen Namen gekannt oder im Auge gehabt hätten.

Halle a. S. Georg Wissowa.

Ein unerklärtes römisches Relief in Augsburg.

Im Hof des Maximiliansmuseums in Augsburg befindet sich seit Jahrzehnten eine
Reliefplatte, deren Bildwerk einst bei der Zurichtung zur Deckplatte eines Altars soweit
zerstört worden ist, daß die meisten Betrachter auf eine Deutung der einstigen Dar-
stellung ohne weiteres verzichten werden, während doch noch so viel erhalten ist, daß
der Archäologe sich von dem Rätselhaften angezogen fühlt — wie etwa der Philologe
von einem Palimpsest — und an dem Erhaltenen ein Werk von nicht gewöhnlicher Be-
deutung zu erkennen meint.

Das Relief ist in Mezgers Katalog (Die römischen Steindenkmäler, Inschriften und
Gefäßstempel im Maximiliansmuseum zu Augsburg. 1S62) auf S. 33 unter Nr. XXXI ver-
zeichnet, nicht ohne Fehler der Beschreibung und mit der sehr allgemein gehaltenen
und dabei sicher falschen Deutung als „Opfer“. Vorher war auf die im Jahre 1859 beim
Umbau der Kirche in Oberfinningen bei Höchstädt gefundene Platte hingewiesen worden
in dem 24. u. 25. Jahresbericht des Historischen Vereins im Regierungsbezirk von Schwaben
und Neuburg für die Jahre 1858 und 1859 S. 55 f. Nachher hat das Denkmal in der
Literatur, soviel ich weiß, keine Beachtung mehr gefunden und wird vermutlich auch
vielen Museumsbesuchern entgangen sein.

Seitdem mich Herr Dr. v. Rad auf das Relief aufmerksam gemacht hatte, ließ
mich der Wunsch, für die Darstellung und auch für die ursprüngliche Bestimmung der
Platte eine Erklärung zu finden, nicht los, und je dürftiger das Ergebnis einer Umschau
nach Vergleichbarem in der römischen Provinzialkunst war, um so wichtiger mußte mir
das Relief erscheinen. Um ihm die Aufmerksamkeit anderer dauernd zu gewinnen, stellte
ich es in Photographie und Zeichnung an den Schluß eines auf der Tagung für Denkmal-
pflege gehaltenen Vortrags über das römische Augsburg. Die Zeichnung, die auch unserer
Abbildung 2 zugrunde liegt, ist nach der in Abbildung 1 wiedergegebenen Photographie

*) F. Koepp, Röm.-germ. Korresp.-Bl. V, 1912 S. 31; vgl. A. Oxe, Mainzer Ztschr. VII,
1912 S. 28 f.

2) CIL XIII 6722, 6723 =Haug Nr. 124, 121.

3) F. Hettner, Illustr. Führer durch das Provinzialmuseum in Trier S. 52 f. (Nr 99,
103), vgl. Die röm. Steindenkmäler des Provinzialmuseums zu Trier S. 14, 16 (Nr. 25),
18 (Nr. 27).

*) Wissowa, Religion u. Kultus der Römer 2 S. 187 f.

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