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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 1 (Januar/Februar 1917)
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Schramm, Erwin: Das Geschütz von Ampurias
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Wolff, Georg: Eine neolithische Hüttengrube mit Pfostenlöchern und Brandgrab am Frauenberg bei Marburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0037

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war ein Kaliber von 9,858 rund 9,9 cm, d. i. 1/o der Pfeillänge von 4 Spithamen
(88,72 cm), zugrunde gelegt worden.

Der gefundene Rahmen stimmt in seinen Abmessungen, soweit sich
diese feststellen lassen, mit denen des rekonstruierten Geschützes im Ver-
hältnis 7,9 : 9,9, d. i. wie 4 : 5 auf den Millimeter, genau überein.

Man könnte daraus schließen, daß sich auch die Pfeillängen wie 4: 5
verhalten müßten. Der Rahmen ist jedoch katatonisch. Sin minus altum capi-
tulum fuerit, quod catatonum dicitur, propter vehementiam brachia paullo longi-
ora constituentur, nt facile ducantur (Vitruv). Ergo hatte das Geschütz, den
längeren Bogenarmen entsprechend, leichtere, kürzere Pfeile.

Das Geschütz ist nunmehr auf Kosten der Saalburg rekonstruiert worden.
Da es mit einem dreispithamigen (66,54 cm) Pfeile eine Schußweite von 305 m
erreichte, halte ich es für ein dreispithamiges (l1h eiliges) Geschütz, umso-
mehr weil dieses Kaliber weitaus die meiste Anwendung fand.

Die ausführliche Beschreibung soll im Saalburgjahrbuche erfolgen.

Dresden. Schramm.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

Eine neolithische Hüttengrube mit Pfostenlöchern
und Brandgrab am Frauenberg bei Marburg.

In dem länger als ein Jahrzehnt hindurch mit Erbitterung geführten
Streite über die Gestalt der „Wohngruben“ in der jüngeren Steinzeit, speziell
in der bandkeramischen Periode, hat der Verfasser insofern eine vermittelnde
Stellung eingenommen, als er wiederholt und zuletzt auf der gemeinsamen
Tagung der beiden westdeutschen Verbände für Altertumsforschung in
Göttingen (1913) sich zu der von Moritz Börnes ausgesprochenen Ansicht
bekannte, „daß runde (bzw. unregelmäßig angelegte) und viereckige Hütten
von jeher, also auch in der jüngeren Steinzeit, nebeneinander vorgekommen
sein können“1)- Er selbst hat freilich unter zahlreichen Hüttengruben, die er
in 30 Gemarkungen des Mainlandes und der Südwetterau mehr oder weniger
vollständig untersucht hat, nur zwei kleine nahe beieinander gelegene ge-
funden, die „annähernd rechteckigen Grundriß“ zeigten. „Alle übrigen hatten“,
wie er bei der genannten Gelegenheit betonte, „in Übereinstimmung mit den
von Köhl am linken Rheinufer, von Bremer in der Nähe von Gießen und
von Verworn und Heiderich in Diemarden bei Göttingen gemachten Beob-
achtungen völlig unregelmäßige Grundrisse und höchst ungleiche Bodenprofile,
bei welchen fast geflissentlich die horizontale Fläche ebenso vermieden zu
sein schien, wie bei den Umrissen die gerade Linie“. Daß, wenigstens bei
den durch ihren Scherbeninhalt der „linearbandkeramischen“ oder (nach
Köhls Bezeichnung) der „Spiral-Mäander-Gruppe“ angehörigen Gruben, auch
der Oberbau den unregelmäßigen Grundriß des allein erhaltenen in den Boden
vertieften Teils wiedergab, war kurz vorher dadurch bewiesen worden, daß
nach langem vergeblichem Suchen es in einem neolithischen Dorfe bei Praun-
heim-Frankfurt a. M. gelungen war, die den Außenrand der Hüttengruben
in gleichem Abstande begleitenden Pfostenlöcher an der sie ausfüllenden
tiefdunklen Holzerde, die sich von dem anstehenden hellgelben Löß scharf

h Vgl. den Bericht im Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Ge-
schichts- und Altertumsvereine. 1913, Sp. 321 ff.
 
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