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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 4 (Juli/August 1917)
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Sprater, Friedrich: Ein angebliches Merkurrelief am Brunholdisstuhl bei Bad Dürkheim (Rheinpfalz)
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Aus Museen und Vereinen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0140

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bestimmen zu wollen. Trotzdem möchte ich im nachfolgenden den Ver-
such unternehmen. Von provinzial-römischen Gottheiten kommt wohl nur
Juppiter in Frage, der regelmäßig das Szepter in der erhobenen Linken hält,
während Mars und Minerva die Lanze in der erhobenen Rechten halten.
Eine wertvolle Ergänzung findet das Relief in den schon länger bekannten
in die Wände des Brunholdisstuhles eingeritzten Zeichen und Figuren. Es

sind dies ein sechsspeichiges Rad, zwei
achtspeichige Räder an Stäben und drei
Pferde. Auf zwei Viergöttersteinen des
Historischen Museums der Pfalz (von
Dunzweiler und Niederwürzbach) sehen
wir eine Gottheit mit Rad und Szepter (?)
dargestellt. Daß diese Figur als Juppiter
zu bezeichnen ist, zeigen zwei in Frank-
reich gefundene Bronzen. Die eine Figur
von Chätelet hält in der Linken ein Rad,
in der Rechten den Blitz. Die zweite
Figur von Landouzy-la-Ville hält gleich-
falls in der Linken das Rad, während
der rechte Unterarm abgebrochen ist. Der
Sockel trägt die Inschrift: I. O . M . ET
N . AVG. — Aus den angeführten Gründen
dürfen wir daher das Dürkheimer Relief
trotz Mangel erkennbarer Attribute wohl
als Juppiter bezeichnen. Doch handelt es
sich jedenfalls nicht um den römischen
Juppiter, sondern um einen in römischer
Form dargestellten gallischen oder ger-
manischen Lichtgott Hettner hat in seinem
Katalog der römischen Steindenkmäler des Trierer Museums (S. 30) den Gott
mit dem Rade als Taranis bezeichnet. Sollte die dargestellte Gottheit dem
germanischen Kult angehören, so dürfen wir sie vielleicht als Donar bezeichnen.

Die in der eingangs angeführten Zeitungsnotiz erwähnten Merkur-
inschriften konnte ich weder selbst finden, noch konnten sie mir von Orts-
kundigen gezeigt werden. Das Corpus inscriptionum latinarum bringt nicht
weniger wie neun Inschriften vom Brunholdisstuhl unter „Falsae“ (Bd. XIII,
Nr. 1075 mit 1084). Ob dazu weitere Nummern gekommen sind, entzieht
sich meiner Kenntnis.

Die Monatsschrift „Pfälzisches Museum“ wird eine eingehende Be-
schreibung des Brunholdisstuhles mit seinen bis zu 16 m hohen, mit der
Zweispitz abgearbeiteten Felswänden, den wir nach den neueren Unter-
suchungen wohl als römischen Steinbruch ansprechen dürfen, und der daselbst
befindlichen Skulpturen sowie über den hier bis in die Neuzeit geübten
Sonnenkult bringen. [Erschienen I: XXXIV 1917 S. 28—32].

Speier. Dr. Sprater.

Relief am Brunholdisstuhl.

AUS MUSEEN UND VEREINEN.

Neubauten und Erweiterungen
von Museen in den Rheinlanden.

Trotz der gewaltigen Anforderungen, die
der Krieg an Menschen und Material stellt,
haben während desselben in keinem Teile

Deutschlands die Arbeiten zur Pflege unserer
Geschichts-, Altertums- und Heimatkunde
geruht. Am eindrucksvollsten bezeugen dies
die zahlreichen Museumsneubauten, teils Er-
weiterungen der bisherigen Anstalten, teils
 
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