Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 3 (Mai/Juni 1917)
DOI Artikel:
Behrens, Gustav: Angeblicher römischer Soldatengrabstein
DOI Artikel:
Wagner, Friedrich: Zwei neue römische Inschriften aus Bayern
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0106

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
88

Angeblicher römischer Soldatengrabstein.

In dem fleißigen, für jeden Heimatforscher des vorderen Hunsrücks und
der angrenzenden Bezirke unentbehrlichen Buch: „J. Wagner, Urkund-
liche Geschichte der Ortschaften, Klöster und Burgen des Kreises
Kreuznach bis zum Jahre 1300, Kreuznach 1909“ ist auf S. 45 die Inschrift
eines Soldatengrabsteins wiedergegeben, der bei dem untergegangenen Dorf
Holzhausen gefunden worden sein soll. Holzhausen lag in der Nähe von
Waldalgesheim, und zwar glaubt Schott (von dem gleich die Rede sein wird),
es habe zwischen Waldalgesheim und Weiler gelegen, die jetzt lebende
Generation von Waldalgesheim verlegt es zwischen ihren Ort und Walderbach.
Die Meinungsverschiedenheit macht für unsere Frage wenig aus, da der
Soldatengrabstein in beiden Fällen nicht weit von der „Ausonius-Straße“
(darüber zuletzt: Schumacher, Mainz. Zeitschr. V 1910 S. 14ff.) gestanden hätte.
Erhalten ist die Inschrift in den im Staatsarchiv in Coblenz aufbewahrten
Manuskripten von Georg Friedrich Schott, mit folgenden Bemerkungen: Der
verlebte Pfarrer Gördler (richtig: Gärtler) zu Bingen hatte mir vor ungefähr
35 Jahren [etwa 1770] den Grabstein mit folgender Inschrift zugeschickt:

M • C • SOLINIVS
F • M • PROTVLI
M • L ■ XXII
PR • P ■ F • AN XXVI
ST • VII • • VS • E.

(Zur letzten Zeile ist zu bemerken, daß vor VS in der Handschrift zwei
Punkte stehen, wie mir Herr Pfarrer Wagner in Ehrenbreitstein, der Ver-
fasser des genannten Buches, nach Nachprüfung im Staatsarchiv in Coblenz
freundlichst mitteilte.) Zunächst wäre, da man bei nur handschriftlich über-
lieferten Inschriften besonders vorsichtig sein muß, die Frage der Echtheit
zu prüfen, zumal es zeitweise geradezu als Sport betrieben wurde, mit er-
fundenen Inschriften einen Bekannten anzuführen. Betrachten wir die Inschrift
selbst: wie sie vorliegt, ist sie unvollständig und fehlerhaft: [DJ M. C. Solinius

F (?) M (?) Protuli (?) m. I. XXII. Pr. P. F. ann. XXVI st. VII.us e[x?

testamento f. c. ?] In der letzten Zeile VSE als HSE „hie situs est“ zu lesen,
verbietet das Alter des Steines. Inhaltlich ist die Inschrift durch keine
Besonderheit hervorstechend, wonach man Verdacht an ihrer Echtheit zu
haben brauchte. Auch der Fundplatz ist nicht unbedingt unmöglich. Im
2. oder 3. Jahrhundert, wohin der Stein zu setzen sein dürfte, hat es nichts
Bedenkliches, an der wichtigen Ausonius-Straße einen zur Mainzer Legion
gehörenden Straßenposten in der Nähe von Waldalgesheim anzunehmen.
(Ein Veteran wäre als solcher wohl in der Inschrift bezeichnet.) Ist doch auch
bei Schloß Dhaun der Sarkophag eines „Praefectus stationibus“ (CIL XIII 6211)
gefunden worden.

Mainz. G. Behrens.

Zwei neue römische Inschriften aus Bayern.

1. Basissäule in Augsburg.

Im Sommer 1916 wurde bei der Ausführung von Kanalisationsarbeiten
im Hof des Domkreuzganges zu Augsburg der obere Teil einer römischen
Inschriftsäule dem Boden entnommen (Abb. i)1). Das Fragment muß in

’) Für die Vermittlung der Abbildung bin ich Herrn Dr. von Rad in Augsburg zu
Dank verpflichtet.
 
Annotationen