§9
mittelalterlicher Zeit als Baustück Verwendung
gefunden haben und bei der Anlage des Dom-
kreuzganges als unbrauchbares Werkstück be-
seitigt und in die Erde geraten sein. Die
Säule diente als Basis eines Merkurbildes. Sie
besteht aus dem für römische Denkmäler
unserer Gegend so häufig verwendeten Jura-
kalkstein und befindet sich jetzt in er-
gänztem Zustande im Maximilian - Museum
zu Augsburg1). Die Höhe des erhaltenen
Teiles beträgt 51 cm, der Durchmesser des
Säulenschaftes 19 cm. Das Kapitäl zeigt tos-
kanische Ordnung. Der quadratische Abakus
(Seitenlänge 30,5 cm) war zugleich als Stand-
fläche des Götterbildes benutzt. Der Echinus,
von zwei Reifchen eingefaßt, hat konkaves
Profil, der Hals der Säule wird unten eben-
falls durch ein Reifchen begrenzt. Der Text
der Inschrift lautet:
Abb. 1.
IN-H-D-D
DEO MERCVRIO •
SIGNVM • CURBASE
EX V0T0 • SEPT FAVSTVS
S • L • L • M -
Zur Ehre des Kaiserhauses.
Dem Gott Merkur [hat geweiht]
das Bild samt der Basis
zufolge eines Gelübdes Septimius Faustus.
Er hat es gelöst froh und freudig nach Gebühr.
Die erste Zeile ist am Hals der Säule angebracht. Die Buchstaben sind
gleichmäßig und scharf eingehauen; die Buchstabenhöhe der obersten Zeile
beträgt 30 mm (die Höhe des ersten Buchstaben 36 mm), die der übrigen
Zeilen 23, 23, 20 und 24 mm. Die Punkte zeigen dreieckige Form (in der
letzten Zeile ist der Punkt nach M nicht gesichert).
Die Säule stand jedenfalls auf einem ara-
artigen Steinsockel. Angenommen, daß die
Inschrift etwa in Augenhöhe begann, wird sich
die Größe der Säule samt dem Sockel auf
ca. 1,80 m belaufen haben. Demnach waren
die Proportionen der Säule ziemlich gedrungen.
Zum Vergleich können ähnliche Säulen tos-
kanischer Ordnung, wie die in der villa rustica
bei Stammheim2) zutage gekommenen oder die
bei Hettner, Die römischen Steindenkmäler des
Provinzial-Museums zu Trier, 1893, Nr. 505,
abgebildete herangezogen werden. Ihre zeit-
liche Stellung findet die Säule im dritten Jahr-
hundert n. Chr.
Auf der Standfläche sind noch die drei
Verbleiungen des Signums zu sehen, deren
Form sich gestreckten Vierecken nähert (Abb. 2). Die beiden gegen die
vordere Kante der Standfläche zu liegenden Verbleiungen (linke Verbleiung
40 mm lang, 22 mm breit; rechte 54 mm lang, 27 mm breit) laufen mit
ihren Schmalseiten, die rückwärts befindliche Verbleiung (55 mm lang, 32 mm
Insrhrtftsml#
Abb. 2.
‘) Die augenblickliche Ergänzung der Säule dürfte etwas zu schlank geraten sein.
2) Aus dem Schwarzwald XX (1912) Nr. 3, S. 51 f., auch Fundber. aus Schwaben XIX
(1911) S. 85.
mittelalterlicher Zeit als Baustück Verwendung
gefunden haben und bei der Anlage des Dom-
kreuzganges als unbrauchbares Werkstück be-
seitigt und in die Erde geraten sein. Die
Säule diente als Basis eines Merkurbildes. Sie
besteht aus dem für römische Denkmäler
unserer Gegend so häufig verwendeten Jura-
kalkstein und befindet sich jetzt in er-
gänztem Zustande im Maximilian - Museum
zu Augsburg1). Die Höhe des erhaltenen
Teiles beträgt 51 cm, der Durchmesser des
Säulenschaftes 19 cm. Das Kapitäl zeigt tos-
kanische Ordnung. Der quadratische Abakus
(Seitenlänge 30,5 cm) war zugleich als Stand-
fläche des Götterbildes benutzt. Der Echinus,
von zwei Reifchen eingefaßt, hat konkaves
Profil, der Hals der Säule wird unten eben-
falls durch ein Reifchen begrenzt. Der Text
der Inschrift lautet:
Abb. 1.
IN-H-D-D
DEO MERCVRIO •
SIGNVM • CURBASE
EX V0T0 • SEPT FAVSTVS
S • L • L • M -
Zur Ehre des Kaiserhauses.
Dem Gott Merkur [hat geweiht]
das Bild samt der Basis
zufolge eines Gelübdes Septimius Faustus.
Er hat es gelöst froh und freudig nach Gebühr.
Die erste Zeile ist am Hals der Säule angebracht. Die Buchstaben sind
gleichmäßig und scharf eingehauen; die Buchstabenhöhe der obersten Zeile
beträgt 30 mm (die Höhe des ersten Buchstaben 36 mm), die der übrigen
Zeilen 23, 23, 20 und 24 mm. Die Punkte zeigen dreieckige Form (in der
letzten Zeile ist der Punkt nach M nicht gesichert).
Die Säule stand jedenfalls auf einem ara-
artigen Steinsockel. Angenommen, daß die
Inschrift etwa in Augenhöhe begann, wird sich
die Größe der Säule samt dem Sockel auf
ca. 1,80 m belaufen haben. Demnach waren
die Proportionen der Säule ziemlich gedrungen.
Zum Vergleich können ähnliche Säulen tos-
kanischer Ordnung, wie die in der villa rustica
bei Stammheim2) zutage gekommenen oder die
bei Hettner, Die römischen Steindenkmäler des
Provinzial-Museums zu Trier, 1893, Nr. 505,
abgebildete herangezogen werden. Ihre zeit-
liche Stellung findet die Säule im dritten Jahr-
hundert n. Chr.
Auf der Standfläche sind noch die drei
Verbleiungen des Signums zu sehen, deren
Form sich gestreckten Vierecken nähert (Abb. 2). Die beiden gegen die
vordere Kante der Standfläche zu liegenden Verbleiungen (linke Verbleiung
40 mm lang, 22 mm breit; rechte 54 mm lang, 27 mm breit) laufen mit
ihren Schmalseiten, die rückwärts befindliche Verbleiung (55 mm lang, 32 mm
Insrhrtftsml#
Abb. 2.
‘) Die augenblickliche Ergänzung der Säule dürfte etwas zu schlank geraten sein.
2) Aus dem Schwarzwald XX (1912) Nr. 3, S. 51 f., auch Fundber. aus Schwaben XIX
(1911) S. 85.