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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 5 (September/Oktober 1917)
DOI Artikel:
Kohl, Otto: Modell eines römischen Tores in Kreuznach
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0171

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153

Modell eines römischen Tores in Kreuznach.

Zu den in dem Römisch-germanischen Korrespondenzblatt 1908, I, 4; II, 4; III, 4;
IV, 4 und 6, VI, 3 abgebildeten und lebhaft besprochenen Tonmodellen römischer Festungs-
tore, mögen sie nun Lichthäuschen (B. J. 1909) oder etwas anderes sein, kann ich noch
ein in der Nähe des römischen Kastells bei Kreuznach gefundenes hinzufügen. Es ist
aus rotem Ton geknetet, und außen sind mit einem Messer die glatten Wände abge-
schnitten und in diese je drei Tore oder Bogenfenster und zwei Reihen Dreiecke einge-
schnitten, bzw. die Tonmassen herausgeschnitten, aber unsorgfältig mit ungleichen runden
und geraden Linien und ungleichem Hintergrund ; nirgends ist die Wand durchbrochen.
Die obere innere Höhlung bildete ursprünglich einen Kreis, also der ganze Torbau ein
Quadrat. Vorhanden ist nur die Hälfte; die Vorderwand ist 10,5 cm breit, die Seiten-
wände sind bis auf 5,7 cm erhalten; die Höhe beträgt ebenfalls 10,5 cm, wovon etwa
1 cm auf die Füße an den Ecken abgehen, die vorn 2 cm und an den Seiten 1,5 cm breit
sind und durch schrägen Schnitt nach innen sich verbreitern. Die aufsteigende Torwand

ist bei der mangelhaften inneren Bearbeitung 1,7 bis 2 cm dick, bis 5 cm Höhe im Inneren,
dann werden die Wände 2,7 cm dick, nach den Ecken zu noch dicker, indem sie innen
einen Kreis umschließen, der oben weiter wird, so daß ein Trichter von 5 bis 8 cm Durch-
messer entstanden ist. An der Vorderseite sind unten drei Bogentore eingeschnitten mit
einer Grundlinie von 2 bis 2,7 cm und einer Höhe von 3,5 bis 3,7 cm; in der Mitte bis 1 cm
tief. Über diesen sind sieben spitze Dreiecke von 0,7 bis 1 cm Grundlinie und 1 bis 1,2 cm
Höhe eingeschnitten, darüber noch einmal sechs spitze Dreiecke von 1,3 bis 1,4 cm Höhe
und endlich über diesen eine ungefähr gerade Abschlußlinie, 0,5 bis 0,7 cm unter der Ober-
kante. Unten nach den Füßen zu sind zwei Kreise und rechts und links neben den
Bogen der Tore im ganzen vier Kreise von 1 cm Durchmesser, mit einem Zirkel eingeritzt,
der Mittelpunkt etwas tiefer. Endlich hat der „Künstler“ den freien Raum neben und
über den Torbogen durch Punktierung zu verschönern gesucht. Der obere Rand um
den Trichter ist vorn nicht ganz in der Mitte durch einen Kreis, wie die Vorderwand
durch sechs, und in den Ecken durch je einen Doppelkreis von 1,4 und 1,8 cm Durch-
messer geschmückt An der linken Seitenwand befindet sich unten ein Streifen höherer
Dreiecke, darüber ein Streifen niedrigerer, nur 2,2 cm hoher, aber breiterer Bogen mit
Kreisen rechts und links, und darüber ein Streifen Dreiecke, aber das zweite und dritte
umgedreht, darüber endlich eine Abschlußlinie wie an der Vorderwand. An der rechten
Querwand enthält der unterste Streifen hohe Dreiecke und ein schmaler Streifen darüber ein-
geritzte, teils ungefähr senkrechte, teils schräge Linien, wie ein fortgesetztes N, der mittlere
Streifen noch niedrigere Bogen als die linke Seitenwand mit den eingeritzten Kreisen und
auch etwas Punktierung wie an der Vorderwand, der oberste Streifen wieder Dreiecke, aber
mit eingeritzten Kreisen dazwischen, und Abschlußlinie. Offenbar sollte ein Torgebäude
mit drei rundbogigen Duichgängen dargestellt werden, über denen zwei Reihen Fenster oder
Schießscharten waren, und die fehlende Rückwand war gewiß ebenso gebildet wie die
 
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