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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 5 (September/Oktober 1917)
DOI Artikel:
Ritterling, Emil: Die "Osi" in einer afrikanischen Inschrift
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0150

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132

Die „Osi“ in einer afrikanischen Inschrift.

Eine in Nordafrika, in den Ruinen der antiken Stadt Bulla Regia zutage
gekommene Ehreninschrift eines römischen Ritters bietet verschiedene histo-
risch interessante Angaben. Sie ist von R. Cagnat in den Comptes rendus
de l’Academie des Inscriptions 1914 S. 132 ff.1) veröffentlicht und sachgemäß
erläutert worden. Der Text, bis auf geringe und leicht zu ergänzende Lücken
vollständig erhalten, lautet, so weit er hier in Betracht kommt:

M(arco) Iiossio M(arci) f(ilio) Pupin(i)a Vitulo e(gregio) v(iro) procfura-
tori) Aug(ustorum trium) (quattuorj p (ublicorüm) pr(ovinciae) [Afric(ae) ad
ducenci, pr]oc(uratori) Augfustorum trium) tract(us) Kart (haginiensis), procfura-
tori) (vicesimae) her(editatium) ad centena, proc(uratori) ann(onae) ob expe-
d(itionem) fmcis(simam) Gall(icam), proc(uratori) (vicesimae) lier(editatium)
Transp(adanae) Ligur[iae item Aemijliae et Venetiae, proc(uratori) arcae expfedi-
tionis), praef(ecto) coh(ortis) IIHisp(anorum), trib(uno) leg(ionis) XXX Ulpiae,tri-
b(uno) leg(ionis) II Adiut(ricis) praepos(ito) gentis Onsorum, donis militarib[us do-
nato] ob expeditionem felicissimam Qaador(inn) et Marcomann(orum), praef(ecto)
alae praet(oriae) c(ivium) r(omanorum) praep(osito) annon(ae) exp(editionis) felicis-
(simae) urbicae; decurioni fl(amini) p(er)[p(etuo) et ... . Jeiae et Rossiis Justo
Procliano et Vitulo Juliano filis eins.

Cagnat hat richtig gesehen, daß die militärische und Verwaltungslaufbahn
dieses Mannes in die letzten Jahrzehnte des 2. und in den Anfang des
3. Jahrhunderts fällt; ebenso daß der Inschrifttext bei der Ämterkarriere die
umgekehrte zeitliche Reihenfolge, — d. h. die zuletzt bekleideten werden an
erster Stelle genannt, — bei der Offizierskarriere dagegen die ihrer zeitliche
Aufeinanderfolge entsprechende Ordnung gewählt hat. So schließt sich an
die letzte der von Vitulus als Offizier bekleideten Posten des praepositus
annonae expeditionis felicissimae urbicae zeitlich unmittelbar an die Stellung
als procurator arcae expeditionis, die am Schlüsse der Verwaltungsämter
aufgezählt ist; alle militärischen Kommandos fallen zeitlich vor, alle Stel-
lungen als Verwaltungsbeamter zeitlich nach dieser expeditio fei. urbica.
Gemeint ist mit letzterer, wie ebenfalls Cagnat erkannte, der Zug des
Septimius Severus nach Rom bei seiner Thronerhebung im Jahre 193, mit
der expeditio felicissima Gallica der Kampf gegen des Severus Gegenkaiser
Albinus, der in der Schlacht bei Lyon i. J. 197 Herrschaft und Leben verlor.

Seine Offiziersdienste hat Vitulus demnach in der Hauptsache zur Zeit
der Kaiser Marcus und Commodus geleistet; er trat ein als Kommandant
einer der verschiedenen cohortes II Hispanorum, vielleicht derjenigen, welche
im 2. Jahrhundert in einem der Kastelle des obergermanischen Limes lag,
wurde dann als Legionstribun an den Niederrhein zur XXX Ulpia in Xanten
versetzt und von da in gleicher Stellung zu der legio II adiutrix an der mittleren
Donau. In dieser Stellung bzw. der damit eng verbundenen eines praepositus
gentis Onsorum hat er die expeditio felicissima Quadorum et Marcomannorum mit-
gemacht und ist für seine Leistungen dabei mit Ordensauszeichnungen belohnt
worden. Dieser Quaden- und Markomannenkrieg kann nach den Zeitverhältnissen
nur der Feldzug der Jahre 180—181 sein, mit welchem Commodus die lang-
jährigen Kämpfe gegen die Donaugermanen abschloß2). Später wurde Vitulus

1) Der eine schon 1909 gefundene Teil der Inschrift steht jetzt auch bei Dessau
Inscr. lat. select. 9015.

2) An etwaige spätere Kämpfe an der Donaugrenze, die namentlich in den ersten
Jahren der Regierung des Commodus nicht gefehlt haben werden, ist keinesfalls zu
denken. Was es mit der in einer Inschrift (C. V 2155) erwähnten expeditio felicissima . . . III
GermfanieaJ des Commodus für eine Bewandnis hat, bleibt ungew'iß. Wenn damit die Notiz
der vita Com. 12, 8 „tertio meditans de profectione a senatu et popido suo retentus est“ in
 
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