Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 1 (Januar/Februar 1917)
DOI Artikel:
Zur Einführung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0019

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KAISERLICHES ARCHÄOLOGISCHES INSTITUT
RÖMISCH-GERMANISCHE KOMMISSION

KORRESPONDENZBLATT

HERAUSGEGEBEN VON F. KOEPP, E. KRÜGER, K. SCHUMACHER
KOMMISSIONSVERLAG JOS. BAER & Co., FRANKFURT AM MAIN

Jahr I Januar/Februar 1917 Heft 1

Zur Einführung.

Aus der Limesforschung ist die Römisch - Germanische Forschung er-
wachsen ; das Erbe der Reichslimeskommission hat die Römisch-Germanische
Kommission des Kaiserlichen Archäologischen Instituts übernommen.

Der Limesforschung war zunftmäßige Abschließung fremd. Hier hatten
ja auch nicht die Archäologen von Beruf andere zuzulassen; viel eher hatten
sie ihrerseits um Zulassung zu bitten. Sie waren Neulinge auf dem Gebiet.
Wenn es dann doch einer von ihnen war, der der Limesforschung die frucht-
barste Anregung gegeben hat, so war das freilich dennoch nicht nur eine
Folge genialer Begabung, sondern auch der Lohn wissenschaftlicher Schulung
auf anderem Gebiet.

Auch die Römisch-Germanische Forschung hat sich von zunftmäßiger
Abschließung fern gehalten und soll es in Zukunft tun. Niemals würden wir
der Aufgaben Herr werden, die uns umgeben, uns bedrängen, wenn nur die
zünftigen Gelehrten sich um ihre Lösung bemühen sollten.

Aber die Wissenschaft hat die Aufgaben zu bestimmen; sie hat ihre
Forderungen zu stellen und soll sie behaupten. Die Forschung soll nicht
wieder zu jenem Dilettantismus herabsinken, der stets das Gute will und
meist das Böse schafft. Auch in dem verlorensten Winkel unseres Gebiets
soll niemand mehr die Feder, noch weniger den Spaten führen, dem Ziele
und Methoden der Forschung, wie sie uns das letzte Menschenalter gewiesen
und gelehrt hat, gänzlich unbekannt sind.

Wer aber die Forderungen der Wissenschaft kennt und anerkennt, sie
erfüllend oder sich bescheidend, der hört auf, ein „Dilettant“ zu sein.
Archäologen außerhalb der Zunft soll es geben — je mehr, desto besser.
„Dilettanten“ soll es nicht geben — wenigstens nicht mit Spaten und Feder.
In mündlicher Rede, am Biertisch, mögen sie sich behaupten und werden es
wohl in Ewigkeit tun. Die aber das Handwerkszeug des Archäologen ge-
brauchen, sollen den Stempel der Wissenschaft auf ihrem Werkzeug tragen
und ihn mit Ehren führen.

Fest und lebendig soll die Verbindung sein zwischen den Fachgenossen
im engeren Sinn und den Genossen des Eachs im weiteren, im weitesten
Sinn. Diese mögen von jenen die Einordnung des Einzelnen in das große
Ganze der Wissenschaft erfahren und Belehrung über die Handwerksregeln
der Wissenschaft sich gefallen lassen. Jene mögen von diesen vielleicht zu-
weilen etwas von der begeisterten Liebe zur Sache auf sich überleiten lassen,
durch die der Dilettant seinem Namen Ehre zu machen pflegt, die freilich
besser gedeihen mag in der lieblichen Atmosphäre der ungetrübten Entdecker-
freuden, als in der kühlen, oft rauhen Luft der kritischen Wissenschaft.

Über dieser Verbindung, diesen Beziehungen zu wachen, sie immer
enger zu gestalten, den Unterschied zwischen dem zünftigen Forscher und
 
Annotationen