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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 2 (März/April 1917)
DOI Artikel:
Riese, Friedrich Alexander: Über die fünften Legionen und ihre Beinamen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0056

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38

Über die fünften Legionen und ihre Beinamen.

In seiner bekannten Abhandlung über die römischen Legionen in Paulys
Realenzyklopädie 4,* 2 880 ff. hat Grotefend für das erste Jahrhundert die
legio V Alauda als die in Mösien stationierte erklärt, die legio V Macedonica
dagegen als die rheinische, die Besatzung von Vetera bildende angenommen.
Später aber hat er sich der schon früher von Borghesix) vertretenen Auf-
fassung angeschlossen2), wonach vielmehr die Alauda am Rhein, die Macedonica
an der Donau gestanden hat. Diese Meinung ist seitdem die herrschende,
und auch P. Steiner hat sie zuletzt in den Bonner Jahrbüchern 118, 254
vertreten.

Eine nochmalige Durchprüfung schien mir jedoch ein anderes Resultat
zu ergeben. Indem ich dieses im Folgenden vorlege, muß ich von der
frühesten Geschichte fünfter Legionen und ihrer Namen ausgehen. Caesar
bildete bekanntlich eine Legion aus Galliern, der er aus unbekannter Ursache
den gallischen Namen „Alauda“, d. h. Lerche, gab und die er später mit
dem Bürgerrechte beschenkte3). Da schon in recht früher Zeit die Alauden-
legion die fünfte heißt (s. unten die Inschrift CIL IX 1460), so ist kein Grund
diese nicht mit der fünften Legion zu identifizieren, die sich im afrikanischen
und im spanischen Kriege in Caesars Heere auszeichnete. Ja im Kampfe gegen
König Juba von Numidien und seine Elephanten zeichnete sie sich so aus,
daß ihr Caesar den Elephanten als Wappentier verlieh, ein Wappen, das sie, wie
Appian sagt, seitdem und „noch jetzt“ (xaS vöv)4 *) führt. Nun bestand aber
zu Appians Zeit, im zweiten Jahrhundert, nur noch eine einzige fünfte Legion,
die V Macedonica, und jene Legion Caesars muß also die V Macedonica
gewesen sein. Aber dieselbe Legion ist doch auch, wie gesagt, Caesars legio
Alauda! Demnach gehen beide Beinamen dieselbe Legion an.

Ein zweiter, noch sichererer Beweis der Identität der Alauda mit einer
macedonischen Legion ergibt sich aus Stellen in den ciceronischen Briefen.
Da heißt es in einem Briefe aus dem Jahre 44 v. Chr.: Antonius a. cl. VII
idus Odobres Brundisium eratprofedus oibviam legionibus Macedonicis quattuor,
quas sibi conciliare pecunia cogitabat, easque in urbe collocare6). Und in einem
etwas späteren Briefe: Odavianus ad me pertulit: Antonium cum legione

Alaudarum ad urbem pergere. Consultabat, utrum . . iret ad tres legiones Mace-
donicas, quae iter secundum mare superum faciunt, quas sperat suas esse. JEae
congiarium ab Antonio accipere noluerunt6). Und bald danach heißt es: Addo
iudices manipulares ex legione Alaudarum7), was seine Erklärung bald darauf
in folgendem Satze findet: Antesignanos et manipulares et Alaudas iudices

b Annali dell’ inst. arch. XI 146 ff.

s) Bonner Jahrbücher 32, 45 ff.

3) Sueton. Gaes. 24: legiones . . alias addidit, unam etiam ex Transalpinis eonscriptam,
vocdbulo quoque Gallico (Alauda enim appellabatur) . . . Danach lautete der Name Alauda.
Dagegen führt die älteste Inschrift mit legione V Alaudae auf den Genitiv Alaudae. Als
Legionsnamen sind beide Formen singulär. Ich wähle zweifelnd die erste. Andereinschriften
mit dem Genitiv legionis VAlaudae entscheiden nichts. Aber überall bezieht sich „Lerche“
auf die Legion selbst. Nur Cicero spricht verächtlich scherzend von der „Legion der
Lerchen“ und nennt die einzelnen Soldaten „alaudae“. Das hat aber keine Inschrift nach-
geahmt, und es hätte in CIL II 4188 nicht ALAVDAr(um) ergänzt werden dürfen.

4) Appian. Bell, civil. 2, 96.

6) Cic. Epp. ad familiäres 12, 23, 2. — Die Zeitbestimmung ist sicher zu spät. Ich
nehme an, daß der Brief aus dem August stammt. Vielleicht stand in einer Handschrift VIII,
d. h. achter Monat des Jahres, und wurde dies von einem Abschreiber fälschlich auf den
October gedeutet.

6) Cic. Epp. ad Atticum 16, 8, 2.

7) Cic. or. Philippicae 1, 20. Am 4. September 44.
 
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