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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 2 (März/April 1917)
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Reinecke, Paul: Alte Eisengewinnung im südbayerischen Tertiärhügelland
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0055

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stark metallhaltige Eisenschlacken in gewisser Menge (J. Scheidl)1). In
.Niederbayern erscheinen diese Grubenfelder vornehmlich auf den Höhen
des Rottgaues. Nördlich der Rott sind größere und kleinere Gruppen an
der Westseite des Forstes Steinkart nördlich von Griesbach bei Forsting
und Fr eil in g (Bez.-A. Griesbach), im Holz zwischen Oberschadenbach
und St inglham (Bez.-A. Pfarrkirchen) und weiter im Bereich des Amshamer
Gemeindeholzes bei Ringdobl (Bez.-A. Pfarrkirchen) und Schlott (Bez.-A.
Vilshofen) bekannt. Südwärts der Rott begegnen solche Schürfgruben im
Walde nordwestlich von Rotthalmünster-, in der Abteilung Stelzer-
graben des Staatswaldes Grafenwald südwestlich von Kößlarn und im
Kirchenstiftungswalde Kößlarn vor F o rs tö d (Bez.-A. Griesbach), an letzterer
Stelle in einem größeren Felde, in dem auch Eisenschlacken gefunden
wurden2). Selbstverständlich halten wir es nicht für ausgemacht, daß in
jeder der hier aufgezählten Grubengruppen unbedingt nur auf Eisen ge-
schürft worden sein kann, aber für die Mehrzahl muß es zutreffen. Übrigens
dürfte unsere Statistik dieser Gattung von Bodendenkmalen bei weiterer
topographischer Erforschung des Gebietes zwischen Donau und der nord-
alpinen Glazialformation sich jedenfalls um eine Reihe neuer Nachweise von
allerdings nur mehr kleineren Gruppen vermehren lassen.

Diese alten obertägigen Schürfe auf Eisen im südbayerischen Tertiär-
hügellande sind auffallend gleichartig angelegt und stimmen vollkommen mit
denen auf der Juradecke überein Für die Abschätzung ihres Alters fehlt
uns leider vorerst noch jeglicher Anhalt in beweiskräftigen Fundstücken.
Wenn aber zwischen den Grubenfeldern spätkeltischer Zeit im Kelheimer
Jura und denen der Tertiärformation südlich der Donau gar kein Unterschied
im Gesamtbild wie in den Einzelheiten der Anlage besteht, so werden wir
doch diese alten obertägigen Eisengruben nebst den zugehörigen Schmelz-
stätten auch in Südbayern der letzten vorrömischen Zeit zuweisen dürfen.
In Ermanglung genau datierender Funde müssen wir allerdings die Möglich-
keit mittelalterlicher Eisengewinnung an den fraglichen Punkten noch offen
lassen, so unwahrscheinlich es auch ist, daß das anderwärts (bei uns z. B.
in Amberg und Grafenwöhr) mit Schacht- und Stollenbetrieb arbeitende
Mittelalter so mühseligerweise in ausgedehnten obertägigen Bauten den
kümmerlichen Eisengehalt der Tertiärdecke ausgebeutet haben soll.

Endliche Klarheit in dieser Frage können uns freilich erst zeitbestimmende
Funde, Scherben o. dergl., von einem Verhüttungsplatze dieser Art bringen 3).
Hat unsere Kenntnis von den letzten vorrömischen Zeiten in Süddeutschland
durch den Nachweis spätkeltischer Eisengewinnung auf der unteren Altmühl-
alb schon eine wesentliche Bereicherung erfahren, so wird sie durch ein-
wandfreie Feststellung, daß diese Gattung vorgeschichtlicher Bodendenkmale
sich in großer Verbreitung nach Südbayern fortsetzt, noch erheblich weiter
gefördert werden.

München. P. Rein ecke.

b Proben in der Präh. Staatssammlung München.

2) Niederbayer. Monatsschrift I 1912, S. 182—183 (mit allerhand Fehldeutungen und
Hinweisen auf nicht greifbare undatierte Funde); III 1914, S. 45, 112. — Das Schlacken-
vorkommen nach mündlicher Mitteilung eines hier bei Waldarbeiten beschäftigten Arbeiters.
Die Gruben im Grafenwalde bisher unerwähnt; das Grubenfeld bei Oberschadenbach-
Stinglham fand J. Feldmaier.

3) Wie wir im Kelheimer Jura beobachten konnten, sind solche Schürfgruben
sogar durch vorgeschichtliche Grabhügel, die dann meist beinahe ganz beseitigt wurden,
getrieben worden. Bei etwaiger Auffindung vorgeschichtlicher Scherben usw. innerhalb
der Grubenfelder wird man sich deshalb zunächst fragen müssen, sofern es sich um
Reste aus unseren Grabhügelzeiten handelt, ob hier nicht ursprünglich vorhandene Tumuli
den Schürfen zum Opfer gefallen sind.
 
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