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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 4 (Juli/August 1917)
DOI Artikel:
Goessler, Peter: Ein Wochengötterstein mit Gigant
DOI Artikel:
Sprater, Friedrich: Ein angebliches Merkurrelief am Brunholdisstuhl bei Bad Dürkheim (Rheinpfalz)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0139

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Denkmal, von dem der runde oder achteckige Wochengötterstein als Zwischen-
sockel zwischen Viergötterstein und Säule nur ein Teil ist, zur Juppiter-
gigantensäule. Der breite Dübel paßt zu der daraufstehenden Säule,
die gut verbunden sein mußte. Eine gedankliche Verbindung zwischen
dem schlangenbeinigen Träger und der Säule darüber ist naheliegend.
Schlangenbeine haben die erdgeborenen Giganten; der knieende Schlangen-
gott ist also ein Gigant. Dieser hat an doppelter Stelle des Monuments
seinen Platz: auf dem Kapitell über der Schuppensäule unter dem Reiter,
der das ganze bekrönt, und auf dem Sockel, der die Säule trägt. Es ist
kein normaler aus der großen klassischen Kunst in die römische Provinzial-
kunst übergegangener Telamon (vgl. Roscher, Myth. Lex. I, 1669 f); er ist nicht
farblos wie etwa die schlangenbeinigen Pfeilerfiguren an der Athener Giganten-
halle. Die Identität der zwei Giganten des Sockels und der Bekrönung in den
drei Hauptpunkten, die eben das Charakteristische ausmachen, Schlangen-
beine, knieende Haltung und tragende Bewegung, läßt die Deutung unseres
Giganten als Telamon, der nur zur inneren Verbindung von Sockel und
Säule angebracht wäre, nicht zu. Vom einen fällt auf den anderen Licht.
Der Gigant auf der Säule muß daher auch zum Reiter über ihm ein tragendes
Verhältnis haben. Damit ist die Erklärung dieses als seines Besiegers nicht
zu vereinigen. Selbstverständlich würde auch dieser einzelne Befund niemals
jene Deutung umstoßen können, wenn sie eben die einzig mögliche Er-
klärung des Verhältnisses der beiden wäre. Aber nicht einmal alle uns
erhaltenen Momente des Gigantenreiters lassen diese zu, und auch da, wo
sie paßt, ist sie nicht die einzige, vor allem auch keine restlose Erklärung.
Aber freilich ein weiter Weg ist noch bis zu dem von der Erde getragenen
keltischen oder germanischen Himmelsgott. Gelingen noch ein paar solche
Funde — ein zweiter Quader ist nahe der Fundstelle bei niedrigem Wasser-
stand im Neckar bereits gesichtet — dann würden über die Gesamterklärung
der Juppitergigantensäulen die Teile des Monuments selbst und seines
plastischen Schmucks das entscheidende Wort sprechen.

Stuttgart. P. Goessler.

Ein angebliches Merkurrelief am Brunholdisstuhl bei
Bad Dürkheim (Rheinpfalz).

Durch die Tagespresse ging kürzlich die Notiz, an den Felswänden
des Brunholdisstuhles bei Bad Dürkheim sei ein Merkurrelief aus dem
3. nachchristlichen Jahrhundert gefunden worden. Das Relief wird be-
schrieben: „Der Verkehrsgott steht, nackt bis auf die leicht übergeworfene
Chlamys, aufrecht, in der Linken hält er den Schlangenstab, in der Rechten
den Geldbeutel. Links von ihm ist ein runder Altar, 18 cm hoch, ein-
gehauen.“ Außerdem werden in dem Bericht drei dem Merkur gewidmete
Inschriften erwähnt. (Vgl. Mehlis, Korrbl. d. Ges. Vereins 1917 Sp. 65—77.)

Besser als Worte es vermögen, zeigt die hier beigegebene Abbildung
des Reliefs, daß es sich in dem wiedergegebenen Bericht um eine ganz
phantastische Übertreibung handelt. Weder von einer Chlamys noch von
einem Schlangenstab, noch von einem Geldbeutel, noch von einem Altar
ist das geringste zu erkennen. Wir sehen nur eine ganz roh mit der Zwei-
spitz in den Felsen eingehauene Nische mit einer nackten, wohl männlichen
Figur von welcher der linke Arm erhoben, der rechte Arm gesenkt ist. Merkur
kann gar nicht in Frage kommen, da er auf unseren provinzial-römischen
Darstellungen den Schlangenstab regelmäßig in der gesenkten Linken trägt.
Es mag gewagt erscheinen, diese überaus roh gearbeitete Figur überhaupt
 
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