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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 2 (März/April 1917)
DOI Artikel:
Quilling, Fritz: Zur großen Juppitersäule in Mainz
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0062

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Natur, es sind die Versatzmarken auf den Trommelrändern, die zweifellos
vorhanden gewesen sein müssen, und die Eingußrinnen für die Verbleiung
der Trommeln auf einander. Nun war bisher die Ansicht verbreitet, solche
technische Merkmale seien infolge der starken Zertrümmerung der Säule
nicht mehr feststellbar, so dass alle Forscher von jedem Versuch ihrer Ver-
wertung Abstand nahmen. Aber diese Ansicht trifft nicht zu, im Gegenteil
sind sowohl fast sämtliche Gußrinnen wie auch einzelne Versatzmarken noch
einwandfrei nachweisbar. Darauf zuerst hingewiesen zu haben, ist das außer-
ordentlich dankenswerte Verdienst des Herrn Kessler.

Es ergaben sich folgende Beobachtungen: Auf dem architektonischen
Zwischenglied zwischen dem Obersockel der Säule und der Wulstbasis des
Säulenschaftes zeigt sich die Eingußrinne für beider Verbleiung auf der Rück-
seite und zwar über dem Kopf des Apollo. Nach der Grundrißform dieser
Gesimsplatte kann die Einguß-Seite nur nach vorne oder nach hinten gerichtet
gewesen sein, und da man natürlich notwendige Schönheitsfehler wie diese
Gußrinnen niemals der Hauptschauseite vorbehält, kann nur die Rückseite
in Betracht kommen. Ebenso zweifelsfrei stehen auch am Säulenschaft zwei
Rückseiten fest, nämlich die Gegenseiten des Opfernden zwischen den Laren
und der Juno zwischen Sol und Luna. Und siehe da, auch hier sind die
Eingußkanäle auf diesen Rückseiten vorhanden. Endlich sind auch für die
Juppiterstatue auf der Säule die Eingußrinnen auf der Rückseite noch
deutlich erhalten. Danach lag die Vermutung nahe, daß auch bei den
übrigen Trommeln die Gußrinnen sich auf der Rückseite befänden, aller-
dings konnte man hier nicht wie bei den anderen von vornherein wissen,
welches Vorder-und Rückseite sein mochte. Immerhin durfte bei der untersten
Trommel angenommen werden, daß Diana als die von sämtlichen vier Figuren
verhältnismäßig am wenigsten bedeutende hinten gestanden habe und richtig
fand sich über ihrem Kopf die Eingußrinne oder vielmehr, da ringsum massiver
Stein und nur hier eine durch Gips ausgefüllte Höhlung war, der einzige
Platz, an der sie eingehauen gewesen sein kann.

Bei der nächstoberen Trommel liegt die Eingußrinne links (im Sinne
des Beschauers) vom Kopfe der Ceres, etwa in der Mitte zwischen ihm und
dem Helm des Tropaions, bei der nächsten dicht rechts neben dem Haupte
der Rindergöttin. Nach Analogie-Schluß und auf Grund der Erfahrungstatsache,
daß man die Eingußrinnen für die Verbleiung natürlich stets auf einer Seite
anbringt, um die Notwendigkeit fortwährenden Herumlaufens um die Säule
beim Blei-Einguß zu vermeiden, durfte danach als sehr wahrscheinlich gelten,
daß Ceres und die Rindergöttin die Rückseiten ihrer Trommeln einnahmen.
Aber es läßt sich für diese Schlußfolgerung auch der sichere Beweis der
Richtigkeit erbringen.

Das DrehungsVerhältnis der drei untersten Trommeln zu einander ist
durch übergreifende Reliefteile und Versatzmarken festgelegt. Unterhalb des
Ceres-Altares erscheint auf dem unteren Rand der Trommel eine im Relief aus-
gehauene Lanzenspitze. Es geht nicht an, sie als irgendein nebensächliches
Steinmetzzeichen zu betrachten. Sie ist so sorgfältig bearbeitet und so offen-
sichtlich wegen der Ansicht von unten in eine Vertiefung gebettet, daß sie
zum Reliefschmuck der Säule gehört haben muß. Nun fehlt auf der darunter-
stehenden Trommel sowohl bei der Lanze des Mars wie bei dem Stabe des
Neptun die Spitze. Nichts liegt näher als die Vermutung, daß die Relief-
spitze die obere Endung der Marslanze oder des Neptunstabes gebildet habe.
Genauere Untersuchung zeigt, daß es die Spitze des Neptunstabes war. Am
oberen Rand der Neptun-Trommel ist an dieser Stelle ein Teilstück des Steines
falsch eingesetzt. Schiebt man es etwas weiter nach rechts, so ergibt sich
 
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