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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 5 (September/Oktober 1917)
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Aus Museen und Vereinen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0174

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Schichtenprofile und eine Karte mit einge-
zeichneten Lavaströmen in der Umgebung
von Mayen, sowie eineSammlung der verschie-
denen Arten von Basaltlaven nebst deren
Einschlüssen aus der Umgebung von Mayen.

Durch die Angliederung dieser Sonder-
sammlung ist nun das Mayener Museum
noch mehr als schon bisher zu einem rich-
tigen Heimatmuseum gestempelt worden
und dadurch gerade noch interessanter so-
wohl für den Gelehrten wie auch für den
Laien.

Mayen (Eifel). Peter HÖrter.

Die Funde von Oberhausen im Maxi-
miliansmuseum zu Augsburg.

In das Maximiliansmuseum zu Augsburg
gelangten vor wenigen Wochen nach er-
folgter Reinigung und Konservierung die
im August 1913 durch die Grabungen des
bayerischen Generalkonservatoriums ge-
wonnenen römischen Funde aus der Kies-
grube von Oberhausen bei Augsburg. Zu-
sammen mit den vom gleichen Platze
stammenden, bereits im Museum befind-
lichen Stücken haben sie durch Paul
Rein ecke eine Aufstellung gefunden, die
sich durch äußerst geschickte Raumeintei-
lung und Übersichtlichkeit auszeichnet und
die den hohen Wert der Funde für die
römische Geschichte Augsburgs ins hellste
Licht rückt. Während ein Artikel von O.
Roger in der „Zeitschrift des historischen
Vereins für Schwaben und Neuburg“, Bd. 39,
1913, S. 260—270, kurz über die gesamten
Funde orientierte, hat Fr. Drexel, dessen
Anregung die Untersuchung des Fundplatzes
überhaupt erst veranlaßte, im VII. Bericht
der Römisch-Germanischen Kommission 1912
(Museographie für 1910—1912, S. 35 — 37)
zuerst auf deren Stellung im Rahmen des
römischen Augsburg hingewiesen und sie
als einem Legionslager der augusteischen
Zeit angehörig bezeichnet. Die mitgefun-
denen Münzen, über 300 an Zahl, die E.
Ritterling im 40. Band (1914) der Zeit-
schrift des historischen Vereins, S. 162—176,
besprach, bestätigten die zeitlicheAnsetzung:
sie gehören fast alle der letzten republika-
nischen und der ersten Zeit des Augustus
an, aus den letzten Jahren dieses Kaisers
fehlen sie, so daß etwa mit dem Jahre 9
nach Christi Geburt als dem jedenfalls durch
eine Katastrophe herbeigeführten Ende des
Lagers gerechnet werden muß. Die Stelle
des Lagers aufzufinden, ist noch nicht ge-
lungen, dagegen zählen die Fundnieder-
schläge aus dem Lager nach Tausenden,
wohl über 10 000 einzelne Stücke; ein Viel-
faches hiervon ist in früherer Zeit bereits
achtlos beiseite geschafft worden. Diese
Massenhaftigkeit macht die Herkunft der
Gegenstände aus den Werkstätten und
Magazinen des Lagers wahrscheinlich. Die
Funde stellen sich denen von den bekannten

frührömischen Plätzen vollwertig zur Seite,
übertreffen sie teilweise sogar durch ihre
Reichhaltigkeit und gute Erhaltung. Dem
Material nach besteht der weitaus größte
Teil aus Eisen.

Von der Soldatenausrüstung und -be-
waffnung haben sich erhalten Teile vom
Schild (Schildfesseln und -beschläge), Helm
(ein leidlich erhaltener Eisenhelm kam mit
der Lipperheideschen Helmsammlung an
das Berliner Antiquarium) und Schienen-
panzer (Schnallen, Scharniere mit und ohne
Riemenlasche, Schnürhaken, Stücke einer
Eisenschiene), ferner zum Gürtel und dem
Riemenschurz gehörigeSchnallen, Beschläge,
Riemenenden, Schließhaken, Ösen, Knopf-
schleifen, Amulette usw. Unter den etwa
50 Fibeln und Fibelbruchstücken tritt eine
silberne Scharnierfibel sowie eine Knoten-
bügelfibel südalpinen Charakters hervor.
Vom Schwert sind nur einige Schlußknöpfe
von Schwertscheiden vorhanden, die Dolche
sind durch ein wohlerhaltenes vollständiges
Exemplar, einen Dolchgriff und eine Dolch-
klinge vertreten. Natürlich fehlen auch
nicht die zu den genannten Gegenständen
benötigten Nägel und Nieten, wie auch
mehrere hundert Schuhnägel aufgelesen
werden konnten. Zahlreich sind die Spitzen
der Stoß-, Wurf- und Schußwaffen: Stücke
vom Pilum finden sich neben Spitzen von
Bailistengeschossen, Speereisen, Lanzen-
spitzen und Lanzenschuhen, unter den Pfeil-
spitzen fallen die kleinen dreischneidigen
Spitzen auf, vom Bogen sind einige Be-
schläge der Bogenenden vorhanden, nicht
unwichtig erscheint die Anwesenheit eines
Schleuderbleies. Eine der Pionieräxte trägt
einen Stempel.

In der Gruppe Pferdegeschirr sind gute
Stücke des Zaumzeugs und der Gebisse
vereinigt (Trensen mit ungebrochenem
Mundstück und zweiteiliger Stange, Stangen-
trensen mit Riemenösenplatte, Trensen-
gestelle mit Nasenbügel, sog. Kappzäume,
Ketten mit Stangentrensen, durch voll-
ständige Erhaltung ausgezeichnete Hebel-
stangengebisse), ferner, meist aus Bronze,
Zügelriemenhalter, Zügelösenringe, Riemen-
beschläge, Sattelgurtschnallen, allerhand
Anhänger wie Schellen u. ä.

Eine weitere Abteilung faßt das Haus- und
Küchengeräte zusammen : Teile von Bronze-
kannen und -eimern, Vasenhenkel und Vasen-
füßchen, Schöpfkellen, Seihlöffelchen, Pfan-
nenstielhalter, Kochlöffel, Herdschaufeln,
Fleischhaken sowie Messer, darunter solche
mit tauschiertem Griff; an Gegenständen
des täglichen Gebrauchs sehen wir Schreib-
und Zeichengeräte (eine Unmenge Stili,
Siegelkapseln, Siegelringe, Zirkel), der Toi-
lette oder dem Schmuck dienende Gegen-
stände (Zängchen, Nadeln, Striegel, Ringe
ein paar davon mit geschnittenen Steinen,
Spiegelbruchstücke), schließlich eine Reihe
der sog. chirurgischen Instrumente.
 
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