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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0444
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KREIS KONSTANZ.

Fig. 107. Burg Wildenstein. Dachstuhl.

Rücken, auf den Thürfüllungen Frauengestalten mit Papageien oder Gefässen in
der Hand, neben der Thüre einen halblebensgrossen Schellennarren, auf der
Mauerfläche einen Löwen hinter einem Gitter gemalt etc. Die Fussboden bestehen
aus ährenförmig gelegten Back Steinpflaster, der der sog. Soldatenhalle aus grossen
Kalksteinquaderplatten, die ins Gefäll gelegt sind, und nach einem grossen Schütt-
stein mit Wasserausgussrinne wässern. Auf einem Gemälde über einer Thüre des
Commandantenzimmers ist die Feste in Kriegsbereitschaft abgebildet und ist der
dreieckige grosse Raum des Vorderbaues ohne Dach und mit aufgefahrenen
Geschützen dargestellt. Der interessante aus behauenem Holze hergestellte Dach-
stuhl über dem unregelmässigen Plane, konnte demnach, worauf auch die Art der
Zusammenfügung und der Aufstellung hindeutet, im Kriegsfalle abgeschlagen und
in Friedenszeit zum Schutze gegen die Witterung wieder aufgerichtet werden
(vgl. Fig. 107).

Schön ist die kleine einschiffige SCHLOSSKAPELLE mit ihrem achteckigen
Chorausbau und den spätgothischen Steingewölben mit dem einfach profilirten Stein-
rippenwerk, welches auf Wappenconsolen an den Wänden aufsitzt. Von der
Kapelle führt in der Nähe des Altars eine Lücke zu einem Untergemach, das
zum Theil verschüttet ist und von welchem ein in den Felsen getriebener Gang bis
zum Donauspiegel hinabgeführt haben soll. Schön ist auch die rundbogige, aus
feinem Kalkstein hergestellte Doppelthüre, welche zur Kapelle führt, mit ihren feinen
Gliederungen, den Perlstäben an den Archivolten, ferner das aus Rorschacher Sand-
stein hergestellte Renaissance-Ciborium mit seinem eleganten Schmiedeisengitter-
thürchen. Die Kapelle wurde von Baurat Weinbrenner 1876 restaurirt, Fuss-
boden, Wand- und Deckenmalerei, Glasfenster und Thüren sowie der Flügelaltar
wurden neu hergestellt. Das alte Original schmückten einst die dem Beham zu-
geschriebenen Bilder, welche jetzt in der Galerie in Donaueschingen untergebracht

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