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Kugler, Franz
Handbuch der Kunstgeschichte — Stuttgart, 1842

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https://doi.org/10.11588/diglit.1230#0347

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Eilftes Kapitel.
31 it ultdjrijHidK Jlnnjt

Allgemeine Einleitung und Uebersicht.
Die alten Religionen hatten ihre tröstende Kraft, die alten Ge-
schlechter der Menschen das Mark ihres Lebens verloren. Die alte
Welt war siech und elend geworden; wie ein Gebäude, dessen
Fugen sicli lösen und das den Stürmen keinen Wiederstand zu
bieten vermag-, begann sie in sich zusammenzusinken. Da wurden
neue Religionen, welche dem Glauben wiederum einen Inhalt dar-
boten, den Menschen geoffenbaret, und jugendliche Völker, fähig
zum Glauben und zum Handeln, traten auf den Schauplatz der
Geschichte. Die Welt ward — wenn auch nicht ohne schwere und
lang dauernde Wehen — neu geboren; über den Trümmern des
alten erhüben sich die Gestalten eines neuen Lebens, in neuen Weisen
der Darstellung trat der Geist des Menschen in die Erscheinung.
Das Christenthum und die germanischen Völker waren es, welche
dem Occident, der Islam und die Araber, welche dem Orient diese
neue Gestaltung der Dinge brachten. Die neue Kunst, welche sich
in ihrem Gefolge entwickelte, ist als die „romantische" bezeichnet
worden, sofern sie — mannigfaltiger, strebsamer, tiefsinniger —
den Gegensatz gegen die Einfalt und klare Abgeschlossenheit der
classischen Kunst bildet. Die Ursprünge der romantischen Kunst
fallen in jene Zeit, da das Christenthum als Staatsreligion des
Römerreiches anerkannt ward (seit Constantin, gest. 337); ihre
Dauer steht in Uebereinstimmung mit dem Entwickelungsgange der
Volker, welchen sie angehört, so lange derselbe sich in selbstän-
diger, naiver Eigenthümlichkeit bewegte. Das heisst: sie endet bei
den bildsameren unter den europäischen Völkern in der Zeit um den
Schluss des Mittelalters, in welcher bei diesen neue Culturmomente,
durch ein umfassenderes, wissenschaftliches Streben und insbesondere
 
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