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Kugler, Franz
Handbuch der Kunstgeschichte — Stuttgart, 1842

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https://doi.org/10.11588/diglit.1230#0379

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der

s. 9. Die altchrist. Archit. in Frankreich, Deutschland und England. 355
worden. Dahin gehören vornehmlich die Bronzewerke, die sich
noch his auf unsre Zeit erhalten haben; es sind drei Paar einfacher
Uroiizefhürcn (für den Haupteingang und für Seiteneingange) und
vornehmlich die Bronzegitter vor den unteren Säulen der Gallerie,
welche letztere kunstreich, theils im römischen, theils im byzanti-
nischen Style gearbeitet sind. ■— In einem Gewölbe unter der
Kirche war Karls Leichnahm, auf goldenem Stuhle sitzend, bei-
gesetzt worden.
Ausser dem Palaste zu Aachen hatte Karl der Grosse noch
eine bedeutende Anzahl von Palästen und Villen an verschiedenen
Orten seines Reiches erbaut. Vorzüglich berühmt war unter die-
sen der Palast von Ingelheim am Rhein, unterhalb Mainz, zu
dessen reicher Säulenpracht wiederum Rom und Ravenna hatten
beisteuern müssen. Doch ist hiervon nichts erhalten. — Ein andrer
der vorzüglichsten Paläste war der zu Nymwegen. Hier hat
sich ein sechszehneckiges Baptysterium, ganz von der Form der
Münsterkirche zu Aachen, erhalten, das man für einen Theil dieses
Palastes hält. ' — Als ein zweites -Nachbild der Münsterkirche
von Aachen erscheint die Kirche zu Ottmarsheim im Elsass. 2
Auch diese schreibt man dem neunten Jahrhundert zu. Doch ha-
ben die Säulenstellungen von der Gallerie hier bereits ein romani-
sches Gepräge und scheinen eher auf das eilfte Jahrhundert zu
deuten (1060 wurde das daneben befindliche Frauenkloster erbaut).
Es dürfte indess zu untersuchen sein, ob diese Säulen nicht vielleicht
in der ebengenannten Periode erst hinzugefügt sind.
Im Uebrigen besitzt Deutschland nur sehr wenig Baureste aus
der Zeit der altchristlichen Architektur. Zu diesen gehurt die
Crypta der Kirche S. Michael zu Fulda, ein kleines niedriges
kreisrundes Grabgewölbe, in der Mitte von einer äusserst rohen
und plumpen jonischen Säule gestützt, durch eine Mauer mit
Thüren von einem ebenfalls gewölbten Umgänge, der in einzelne
Kammern zerfällt, abgetrennt. Die Kirche wurde im Anfange des
neunten Jahrhunderts gebaut und 822 eingeweiht; der Oberbau ge-
bort indess einer Erneuung vom Ende des eilften Jahrhunderts
an. — Vielleicht noch älter als jene Crypta ist die alte Kapelle
(der sog. Heidentempel) zu Regensburg, ein kleiner oblonger
Raum mit Nischen rings an den Wänden. — Auch die Crypta der
Wipertikirche bei Quedlinburg hat noch das Gepräge dieser
v. Lassaulx, die Mathiaskapellc bei Kobcrn, S. 64.
2 Schöpflinus, Alsatia illustrata, t. XI, p. 504, (wo das Gebäude zwar
noch als römischer Tempel gilt). Vgl. Golbery, antiquites de VAlsace,
L pl. 40, p. m.
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