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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Bredt, Ernst Wilhelm: Das Münchener Künstlerhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0345
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508. Münchener Künstlerhaus am Tag der Einweihung (den 2g. März) mit dem Festschmuck. Architekt Gabr. Seidl.

(Wae Münchener Aunstkerhaue. (Von Or. S. V?. Kredt.

„Wer dieses Thor durchschreitet, soll der Bürde
vergessen, die auf seinen Schultern lastet.

Von jenen hohen stolzen Mauern, die wir
Errichtet ringsumher, prallt matt zurück
Die wilde Woge des gequälten Meers,
von dieser sel'gen Insel wehren wir

o antwortete in Benno Becker's
Festspiel zur Einweihung des
Münchener Aünstlerhauses^) der
„Meister" dem „Jüngling". Wohl
jeder Hörer wird dabei an die
unvergleichlich treffende Lage und
Gestaltung des Aünstlerhaufes gedacht haben.

Ganz dicht beim lautesten Getriebe der Groß-
stadt und doch halb versteckt in einem weltenflüchtigen
Winkel, da steht das Aünstlerhaus. Es drängt sich
dem Blick nicht auf, nein es tritt sogar zurück, um
uns gleichzeitig ein reizvolles Bild der inneren Stadt

1) Abgedruckt in der „Kunst für Alle" XV. Ihrg. tjeft (5.

Mit starkem Arm den Friedensstörer ab.

Denn jeder wahren Kunst geweiht, steht hier
Das lfeiligthnm, darinnen alles sich
In Schönheit wenden soll. Und heil'ges Feuer
Muß von der steilen Warte weithin leuchten."

München zu zeigen. Und doch wird Niemand, der
den Weg von: Aarlsthor oder Justizpalast zum
Wittelsbacher Brunnen nimmt, am Aünstlerhaus
Vorbeigehen, ohne sich zu fragen, was und wem
wohl dies Gebäude sei. Anspruchslos, spricht das
Haus uns doch an, vornehm und intim zugleich.
Der Reiz des Ganzen liegt keineswegs in seiner Lage
allein. Die Bauvorschrift verlaugte ja ohnedies,
daß die dahinter liegende Synagoge nicht ganz ver-
deckt werde.

Leicht wurde dadurch die Aufgabe nicht, noch
weniger war die so künstlerisch harntonische Lösung
durch Gabriel Seidl im Geringsten durch die Bau-
vorschrift gegeben. Das Ganze, so wie es vor uns

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Kunst und Handwerk. 50. Jahrg. Heft f0.

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