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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Gmelin, L.: Peruanische Altertümer, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0275
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500. ^Kopfleiste; ron A. Schönemann, München.

Peruanische (Altertümer.

säum jemals hat eine w:
schaftliche Veranstaltung
solche allgemeine Zugkraft aus
geübt, wie die nur aus sO Tage
beschränkte Ausstellung peru-
anisch e r A l t e r t ü rn e r im Fest-
saal der Akademie der Wissenschaften zu München.
Wohl überwogen dabei im Grunde genommen kul-
turgeschichtliche und ethnographische Momente; aber
die künstlerische Höhenlage war doch so überraschend,
daß man getrost den Erfolg der Ausstellung in erster
Linie als einen künstlerischen buchen darf. Dieser
Umstand rechtfertigt es wohl, daß eine Zeitschrift,
die dent lebenden Aunsthandwerk dienen will, zur
Abwechslung einmal sich mit einer Vergangenheit
beschäftigt, die nicht allein wenig bekannt ist, sondern
auch geeignet erscheint, der Gegenwart Anregung zu
geben.

Wer beobachtet hat, mit welchem peißhunger
die junge — männliche und weibliche — Aünstlerschast
Münchens mit Pinsel und Stift, mit Sticknadel und
Punzen dahinter her war, das Manna zu ernten,
das da so unverhofft vom Pimmel gefallen war,
der konnte nicht im Zweifel sein, daß die stumme
Stilpredigt, die aus all diesen tausenden von Dingen
redete, verstanden und beherzigt wurde. Viel trug
zu dem an den Tag gelegten Eifer die bedauerliche
Aussicht bei, daß die herrliche Sammlung binnen
kurzen: — vielleicht auf Jahre hinaus — in Aisten
begraben werde. Glücklicherweise hat jedoch die Energie
des Aultusministeriums und das Entgegenkommen
des Nationalmuseums der Sammlung ein vorläufiges

zen im Studiengebäude des neuen National-
erschafft; dort wird sie gegenwärtig vom
tdrium des ethnographischen Museums auf-
.eMtprtnd in hoffentlich nicht allzuferner Zeit dem
öffentlichen Besuche wieder zugänglich sein. Sicherlich
wird alsdann wieder aus dieser reichen Quelle ge-
schöpft werden, solange nur das Verständnis für
das was Stil ist, wach bleibt.

Es ist ein glücklicher Zufall, daß diese Samm-
lung nach München kam. Ein deutscher Augenarzt,
Or. Ga ff ron in Lima, hatte seit Zähren eine
Sammlung peruanischer Altertümer angelegt; sein
Augenmerk war scharf auf Echtheit und Museums-
würdigkeit gerichtet, da nur dann der innere Wert
dem Arbeits- und Aostenaufwand entsprechen konnte?)
Ein Beweis für die Vorsicht beim Erwerb ist die
Tatsache, daß unter den s56^ Gefäßen sich nur
3 Duplikate befinden. So bietet die Sammlung ein
reiches Bild der Aultur jenes fernen Landes und
einer fernen Zeit.

Prinzessin Therese von Bayern, die s888 und
f898 Südamerika bereist hat, hatte die Sammlung
in Lima gesehen und sie nicht aus den Augen ver-
loren, nachdem^ der damalige Besitzer feine Absicht,
dieselbe dereinst an ein deutsches Museum zu ver-
kaufen, ausgesprochen hatte. Dieser Verkauf war
von dem Augenblick an dringend geworden, als Peru

h Die Angaben über den Erwerb der Sammlung für
München sind Mitteilungen des Präsidenten der Akademie der
Wissenschaften. Geh. R. vr. r>. Iseigel, entnommen; die ge-
schichtlichen Daten beruhen auf einem Vortrag, den der Sekretär
der Akademie, Prof. Dr. Karl Mayr, innerhalb der Ausstellung
am Abend des 28. Februar für den Kunstgewcrbeverein gehalten
hat, — ergänzt durch Mitteilungen I. K. sioh. der Prinzessin
Therese von Bayern, Beil. d. Allg. Ztg.. Nr. 44.

KujiiI und hnndlverk .'»7. Iabr'g. Heft Y.

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