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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

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Heilmeyer, Alexander: Alte Handwerkskunst in unserem Stadtmuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0025
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BRONZEMÖRSER. 15.-19. JAHRHUNDERT

Aus den Sammlungen des Münchener Stadtmuseums

ALTE HANDWERKSKUNST IN UNSEREM

STADTMUSEUM.

Die in unserem Stadtmuseum nunmehr aufgestellte
Sammlung edler Erzeugnisse alter Handwerkskunst
aus vier Jahrhunderten, könnte einem Kulturhistoriker
reichen Stoff und Anregung zu verschiedenen frudit-
baren Betrachtungen geben. Es wäre eine verlockende
Aufgabe, dem „Stil" dieser Dinge, als dem Ausdruck
eines in sich gefestigten und geschlossenen LebenswiU
lens mittelalterlicher bürgerlicher Kultur nachzugehen.
Verlockend wäre es, der Formensprache und ihren Ab-
Wandlungen, symbolhaften und ornamental geworden
nen Formen und Bildern nachzuspüren, ihre Herkunft
und Wandlungen aufzuzeigen.

Noch deutlicher ließe sich davon die Entwicklung des
2ünftigen Handwerks,Technik, Werkzeug und anderes,
Beschaffung, Bearbeitung des Werkstoffes und Mate-
rials darstellen. Diesen Gedanken, die in jede Betracht
Hing dieser Dinge hereinspielen, nachzugehen, ist hier
nicht möglich, wir müssen uns an das Nächste halten
und auf das Schaubare, die Form beschränken:
Was uns hierbei sogleich auffällt, ist die hohe hand-

werkliche Vollendung der Gießer^, Kupferschmiede^,
Schlosser^, Zinngießer=, Silber^ und Goldschmiede^
arbeiten. Jahrhundertalte Werkstan>Traditionen, wie
siez. B. in der berühmten Nürnberger Zinngießerfamilie
der Wadler lebendig waren, zeitigten schlechthin VolI-
endetes — letzte Möglichkeiten und Reife.

Alles was das Material zu geben vermochte, was
sinn« u. zweckgemäße Behandlung herausholen konnte,
ist darin geleistet worden. Man könnte geradezu von
einer Zinnkultur sprechen, wie von einer solchen des
Kupfers. Auch hierstehen wiram Abschluß einer durch
alte handwerklicheTraditionen gespeisten Entwicklung.
Wie viel Imponderabilien, die nur in der Phantasie
wägbar sind und als Tatsächlichkeiten längst nicht
mehr unterschieden werden können, spielen gerade in
die Gefäß= und Geräteformen aus Zinn und Kupfer
herein.

Eine solche Sammlung erzwingt Nachdenklichkeiten.
Unwillkürlich stellt man sich vor, wie der noch mitteU
alterlich magisch gestimmteMensch, dem das Metall noch

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