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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

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N. Z.: Zur Frage des Reichs-Ehrenmals
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0024
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SIEGELPRESSE DER ERZBISCHÖFLICHEN KANZLEI
IN SALZBURG. LIM 1750

Aus den Sammlungen des Mündiener Stadtmuseums.

bauten würden dem augenbliddichen Bedürfnis, viel-
leicht sogar der augenblicklich vordringlichen Aufgabe,
den Kriegsopfern zu helfen, Not zu lindern, ent-
gegenkommen, doch ergibt eine flüchtige Überlegung,
daß nur ein ganz verschwindender Bruchteil dieses
Zwecks jemals erreicht würde. Vom Gesichtspunkte
einersichüberjahrhunderte erstreckenden Aufgabe aus
gesehen, ist die Frage, ob der Augenblid<szweck, zu-
mal ihm kaum nennenswert gedient werden kann,
nichtzurückfreten soll, ob künftigen Generationen nicht
das Heldentum unserer Krieger mehr zum Bewußt»
sein gebracht werden soll, als die bedauernswerte Not
ihrer Hinterbliebenen. Bei dieser Frage könnte man
daran denken, die ganze Aufgabe für eine spätere
kühlere Zeit zu vertagen. Aber wer posthume Denk-
mäler betrachtet, wird dabei auch die Empfindung
nicht los, daß in ihnen der Geist der Zeit den voll«
kommenen Ausdruck meist nicht findet. Was wir selbst
erlebt und durchlitten, dem werden nur wir solche Ge*
stalt geben können, daß spätere Geschlechter es als
Ganzes und Echtes erfassen. Schließlich spricht für
eine Aufteilung des Denkmalsgedankens in viele, über«
all zu findende Erinnerungsmale, daß damit dieDurch-
dringung unseres ganzen Landes mit Mahnzeichen am
besten verbürgt wird, und durdi die Einheit der Form
doch der Zusammenhalt aller Volksteile hervortritt.
Freilich, viele Gemeinden haben schon ihr Denkmal
und außerdem fällt dann die Absicht, einen sichtbaren
Mittelpunkt für den Ehrungsgedanken zu schaffen.
Diese wenigen Darlegungen sollen mehr andeuten

als beweisen, daß das ganze einmal aufgeworfene Pro»
blem eine Reihe von grundlegenden Einzelfragen ent-
hält, die überwiegend nicht künstlerischer Art sind,
sondern vom Boden nationalen Empfindens aus ge»
löst werden müssen. Es wäre vom Standpunkt unseres
Volkstums aus zu bedauern, wenn noch so tüchtige
FachkreiseeinerLösungdieser Grundfragen vorgreifen
und das deutsche Volk vor eine vollzogene Tatsache
gestellt würde, die vielleicht eine künstlerisch sehr in-
teressante Anlage schüfe, aber dem berechtigten Emp-
finden weiter Schichten nicht entspräche. Die Ge -
s t a 11 u n g des Ehrenmals muß unbedingt dem Fach-
mann vorbehalten bleiben, als berufenen Führer in
Dingen der Kunst, aber ebenso muß sich ein Ideen-
Wettbewerb über die Grundfragen auf alle er-
stred^en, die als geistige Führer des Deutschtums zu
werten sind. Deshalb hat der Bayerische Kunst-
gewerbeverein unter voller Zustimmung zu der
Eingabe des B.D.A. dieser eine Erweiterung beige-
fügt: Er hat den Reichspräsidenten ersucht, an füh-
rende Persönlichkeiten aus allen deutschen Gauen, an
bedeutende Frauen und Männer aller Berufe, deren
Meinung in einer deutschen Frage von Gewicht ist,
mit folgenden Grundfragen heranzutreten: Soll ein
Reichsehrenmal errichtet werden ? — Soll es die Form
eines Denkmals oder eines Zweckbaues er»
halten? — Wo soll es erstehen? — Der Frage des
Bauaufwandes oder gar der künstlerischen Gestaltung
und der Einfügung in die Umgebung soll dadurch in
keiner Weise vorgegriffen werden. n. z.

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